Fortuna Düsseldorf Marco Kurz: „Die Rückkehr ist etwas Besonderes“
Für Fortunas Trainer Marco Kurz ist das Spiel bei 1860 München eine Reise in die Vergangenheit. Mehr Druck sieht er bei den „Löwen“.
Düsseldorf. Marco Kurz hat insgesamt neun Jahre für 1860 München gearbeitet: Sechs Jahre als Spieler (1998 bis 2004) mit Erfolgen wie der Champions-League-Qualifikation (2000) und Schattenseiten wie dem Abstieg in die 2. Liga (2004). Und weitere drei Jahre als Trainer. Zunächst als Coach der U 23 (2006/2007), dann bei der Profimannschaft (2007 bis 2009). Insgesamt vier Jahre war Kurz auch Löwen-Kapitän: Von 2000 bis 2003. München ist Heimat und Lebensmittelpunkt des 46-Jährigen, dort leben auch die beiden Töchter Luisa (16 Jahre) und Melissa (19 Jahre) des Fortuna-Trainers.
Welches war ihr emotionalstes Erlebnis in Ihrer Zeit bei 1860?
Marco Kurz: Das waren zwei, beide am 27. November 1999. In der Nacht ist meine jüngere Tochter Luisa zur Welt gekommen, ich hatte nicht geschlafen, bin erst morgens ins Mannschaftshotel gekommen. Trainer Werner Lorant meinte, ich solle mich hinlegen zum Schlafen. Da habe ich ihm gesagt: Ruhe zu finden ist unmöglich, ich habe doch gerade eine Tochter bekommen. Und beim nächsten Blickkontakt war klar, dass ich spielen werde. Dann haben wir ein fantastisches Spiel gemacht, mit dem langersehnten und hochverdienten 1:0-Derbysieg, dem ersten nach 22 Jahren gegen den FC Bayern. Das war ein Riesenwochenende.
Mit einer sehr emotionalen Reaktion von Ihnen nach dem Schlusspfiff, denn Sie saßen auf dem Rasen und haben geweint...
Kurz: Ja, da bricht dann natürlich viel raus. Es ist doch eine große Anspannung mit wenig Ruhe gewesen, es waren unbeschreibliche Gefühle.
Wie blicken Sie heute auf das Ende Ihrer Trainerzeit in München am Faschingsdienstag 2009 zurück?
Kurz: Trainerentlassungen sind immer eklig. Es war damals sehr turbulent und immer unruhig. Nach einer so langen Zeit ist das nicht einfach gewesen. Aber das habe ich aufgearbeitet und schnell abgehakt unter der Rubrik: Das gehört dazu. Ich habe den Blick schnell nach vorne gerichtet.
Und am Samstag gibt es ein Abstiegsduell gegen Ihren alten Club. Eine Reise in die Vergangenheit?
Kurz: Zurückzukommen nach München ist natürlich etwas Besonderes für mich. Ich habe eine große Verbundenheit zu der Stadt und auch zu 1860. Für die Fortuna ist das ein sehr wichtiges Spiel, für die Sechziger ist es das auch. Ich glaube, die Münchner stehen unter dem Erfolgsdruck, die Partie gewinnen zu müssen. Es geht um was, da freue ich mich drauf. Solche Spiele sind immer gut.
Besitzen Sie noch Erinnerungsstücke aus Ihrer Zeit bei 1860?
Kurz: Oh ja, davon habe ich viele, ich war ja lange genug bei dem Club. Es gibt keine Lieblingsstücke, aber zum Beispiel viele Trikots und Bilder. Ich hänge diese Dinge jedoch nirgendwo auf. Die habe ich alle in einer schönen Kiste verstaut.
Wo der Papa arbeitet, spielt der beste Verein, haben Ihre Töchter Luisa und Melissa einmal stolz gesagt. Werden die beiden am Samstag im Stadion sein — und zu welchem Verein werden sie halten?
Kurz: Die sind schon für den Papa, aber die Kleine (Luisa, 16 Jahre alt) wird in der Kurve bei 1860 stehen — und zwar im Trikot der Löwen. Das soll auch so sein (lacht). Von daher: In ihr schlagen in diesem Spiel zwei Herzen.
Wie halten Sie sich selbst fit?
Kurz: Ich treibe fleißig Sport, ich kicke, ich laufe, mache Fitness — querbeet. Es ist wichtig, dafür Nischen zu finden. Ich mache ab und zu auch Yoga, das möchte ich künftig wieder regelmäßiger tun. Ich habe inzwischen in Düsseldorf eine Wohnung gefunden, lebe also nicht mehr im Hotel.
Dürfen die Spieler Sie duzen?
Kurz: Ja, sie sagen Trainer und Du. Warum nicht? Nicht Du, Marco, sondern: Du, Trainer. So ist es gut.
Gibt es im Ablauf rund um das Spiel in München irgendwelche Unterschiede zu sonst?
Kurz: Nein. Alles ist wie immer. Wir spielen eine englische Woche. Diese ist gut durchgetaktet. Aber ich habe viele Freunde in München, die am Samstag auch ins Stadion kommen werden, das wird schön.
Das heißt: Ihr Telefon wird nach dem Spiel heiß laufen…
Kurz: Ich bekomme immer mehr Nachrichten, wenn ich erfolgreich bin. Und deshalb hoffe ich, dass ich nach dem Schlusspfiff viele, viele Nachrichten lesen werde (lacht).