Fortuna Düsseldorf Mit Funkel und viel Gelassenheit
Im März 2016 stand die Fortuna auf dem 16. Tabellenplatz und Trainer Marco Kurz musste gehen. Zwölf Monate später scheint sich der Club insgesamt stabilisiert zu haben.
Düsseldorf. Der Profifußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Dieser Satz ist ebenso abgenutzt wie wahr. Doch Erfolg stellt sich nicht über Nacht ein, ebenso wenig lassen sich festgefahrene Strukturen und negative sportliche Tendenzen in kurzer Zeit umkehren. Ein Jahr ist es her, da stand Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga auf Tabellenplatz 16. Nach einem 0:1 gegen den Karlsruher SC wuchs der Druck auf Trainer Marco Kurz und nach einem weiteren 0:1 in Sandhausen musste er gehen.
Friedhelm Funkel übernahm und verhinderte nach drei Jahren mit stets negativer Entwicklung den Abstieg in die Drittklassigkeit. Ein Jahr später, im März 2017, steht die Fortuna auf dem neunten Tabellenplatz. Was in der Saison 2015/16 nur am ersten Spieltag gelang, ist unter Funkel keine Seltenheit mehr. Das Team bewegt sich in tabellarischen Sphären, die zu dem selbst formulierten Anspruch des vergangenen Sommers passen. Immer zwischen fünf und zwölf — das darf durchaus als die von allen Verantwortlichen propagierte „sorgenfreie Saison“ bezeichnet werden. Dass die Zuschauerzahlen stagnieren, steht zwar auf einem anderen Blatt Papier, ist aber durchaus ein Problem.
Der 2:1-Auswärtssieg am vergangenen Freitag in Bochum hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gesamtlage bei den Rot-Weißen stabil bleibt. Nach neun Spielen ohne dreifachen Punktgewinn stand Funkel nicht öffentlich in der Kritik, doch dem 63-Jährigen hatte die aufkommende Ungeduld zumindest ein wenig sauer aufgestoßen: „Es ist wichtig, dass wir an unserer Strategie und unseren Zielen festhalten. Das ist ja alles in letzter Zeit in Zweifel gezogen worden“, sagte der Trainer noch in den Räumen des Ruhrstadions.
Sportlich hat sich die Fortuna nach drei Jahren, in denen neben dem eigenen Tabellenplatz immer ein nach unten zeigender roter Pfeil zu finden war, wieder gefangen. Das ist in erster Linie Funkels Verdienst. Der Vorstand um den Vorsitzenden Robert Schäfer und der Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden Reinhold Ernst haben zwischen Ende November und dem vergangenen Freitag keine Unruhe aufkommen lassen. Viele andere Clubs hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht neun Spiele ohne Sieg zugesehen, ohne den Trainer infrage zu stellen oder gar auszutauschen - vor einem Jahr hätte die Fortuna zweifellos selbst zu jenen Clubs gehört.
Nur Arminia Bielefeld (zehn Spiele) und der FC St. Pauli (elf) hatten eine längere Durststrecke in dieser Saison zu überstehen. Während auf der Bielefelder Alm nach jenen zehn Spielen, das letzte davon ein 0:4 in Düsseldorf, Rüdiger Rehm seinen Trainerstuhl räumen musste, hielten sie in Hamburg an Ewald Lienen fest — mit Erfolg, St. Pauli hat die Abstiegsplätze verlassen. Ähnlich wie bei Funkel mag dies unter anderem der Erfahrung des Fußballlehrers mit Notizblock geschuldet sein. Doch bei der Fortuna hat sich seit März 2016 nicht nur diese Komponente verändert. Es ist überwiegend ruhig im Verein. Die Transfers waren sicherlich nicht alles Volltreffer, doch anders als in den Jahren zuvor bei Verpflichtungen wie Didier Ya Konan oder Karim Haggui geht der Club weniger Risiken ein.
Sieben bis acht Punkte fehlen der Fortuna noch, um frühzeitig für eine fünfte Zweitliga-Saison in Folge planen zu können. Langfristig soll es sicher wieder nach oben gehen. Die Politik der Kontinuität und kleinen Schritte ist gegenwärtig aber ebenso richtig wie notwendig.