Fortuna Düsseldorf Sven Mislintat: Der Mann, der Shinji Kagawa entdeckte

Sven Mislintat ist bei der Fortuna als Sportdirektor im Gespräch. Der BVB wird seinen Chefscout nicht freiwillig abgeben.

Foto: Witters

Düsseldorf. Fast verbietet es sich für Fortuna Düsseldorf im Augenblick große Pläne für die Zukunft zu machen. Noch ist der Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga nicht gesichert, noch ist nicht klar, wohin der sportliche Weg den Traditionsverein führt. Doch vier Spieltage vor Abschluss der Rückrunde die Hände in den Schoß zu legen, kann sich kein Fußball-Zweitligist leisten, egal, wo er sich in der Tabelle befindet.

Fortuna plant mit Dortmunds Chefscout Sven Mislintat als neuem Mann auf der höchsten sportlichen Ebene. Ob es ein Modell gibt, in dem es unter ihm als neuem Sportvorstand eine weitere Position für den Sport geben wird, ist noch offen. Rachid Azzouzi könnte dann seinen Posten als Sportdirektor behalten, würde aber deutlich an Kompetenzen einbüßen. Bei einem Abstieg würde sich dieses Thema wohl ohnehin erledigen, da Azzouzis bis 2017 laufender Vertrag nicht für die 3. Liga gilt. Und es gibt nach einem Abstieg kaum eine Chance für ihn, einen neuen Vertrag zu erhalten.

Mislintat ist eigentlich bis 2019 an Borussia Dortmund gebunden. Es wird schwer, ihn aus diesem Vertrag herauszuholen. Andererseits hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc bereits Verhandlungsbereitschaft angedeutet und möchte nun sicherlich für den Chefscout auch eine Ablösesumme erzielen. Denn jemand, der einen Shinji Kagawa entdeckt, Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan nach Dortmund holt, den lässt ein deutscher Spitzenclub nicht einfach gehen. Auf Gerüchte zu verweisen, dass der Chefscout und der charismatische Trainer Thomas Tuchel es nicht miteinander können, wären vielleicht eine Erklärung, warum es Fortuna trotzdem schaffen könnte.

Mislintat wird als fleißiger und akribischer Mensch beschrieben, der herzlich und sympathisch auf sein Gegenüber wirkt, ohne bieder oder zu angepasst zu sein. Zudem ist er bodenständig, möchte nicht unbedingt aus seinem Umfeld herausgerissen werden, auch weil er als Familienmensch gilt. Angebote von der britischen Insel, wo einige Vereine auf ihn aufmerksam wurden, und aus Hannover, waren nicht seine Sache. Außerdem klappte das Zusammenspiel mit Jürgen Klopp in Dortmund lange Zeit ausgesprochen gut.

Der 43-Jährige hat offensichtlich ein Herz für die Fortuna. Die von ihm vor seiner Tätigkeit als Scout mitentwickelte Spielbeobachtungs-Software wurde mehreren Vereinen angeboten, die Fortuna griff als Erstes zu. Uwe Klein, der damalige Co-Trainer von Norbert Meier, arbeitete intensiv damit. Und Mislintat hatte auch bereits ein Angebot der Fortuna vorliegen, als es darum ging, einen Nachfolger für Wolf Werner zu finden. Damals war Dortmund aber nicht bereit, Mislintat gehen zu lassen.

Fortuna sucht natürlich nach einem Sportchef, der langfristig Strukturen aufbaut und den Verein sportlich dorthin führt, wo ihn alle Fans gerne so schnell wie möglich wieder sehen wollen. Deshalb wäre es auch wichtig, den neuen Mann beim weiteren Aufbau des Nachwuchsleistungszentrums einzubinden. Es ist nicht schwer vorstellbar, dass die Erfahrungen als Scout Mislintat dort auch eine große Hilfe sein würden. Für die Verhandlungen wäre es sicherlich hilfreich, wenn die Fortuna es schafft, dem neuen Verantwortlichen ein Spielfeld in der 2. Liga anzubieten.