WSV: Die Fans als Stimmungsbarometer

Am Freitag im Stadion am Zoo hofft der WSV auf Rückendeckung der Zuschauer. Alle Streitfälle sollen bis dahin beigelegt sein.

Wuppertal. Mike und Christoph, Michael und Franz. Ob 3. Liga oder Nationalmannschaft - wenn Spieler öffentlich Kritik an der Personalpolitik ihres Trainers üben, dann löst dies mit großer Sicherheit Reaktionen aus. In ihrer Beurteilung über den geistigen Nährwert der verbalen Zweikämpfe zwischen den Aktiven und der sportlichen Leitung sind sich Franz Beckenbauer und WSV-Trainer Christoph John einig. Beide halten rein gar nichts davon.

"Man sollte diese Unebenheiten, wenn es solche gibt, intern bereinigen", sagt Beckenbauer und meint damit den Fall Michael Ballack, der gegenüber Bundestrainer Joachim Löw sein Unbehagen über die Behandlung "älterer Spieler" geäußert hatte. "Wenn er Probleme damit hat, meine Entscheidungen zu verstehen, dann sollte er nicht zuerst mit einem Pressevertreter darüber reden, sondern mich direkt fragen. Ich erkläre es ihm, aber alles zu seiner Zeit", sagte Christoph John und meinte damit Mike Rietpietsch, der über die Art seiner Nichtberücksichtigung für das Spiel in Aalen geklagt hatte.

"Mike kennt den Verhaltenskodex, er hat dagegen verstoßen", sagt John, der sich mit dem Thema vor dem Kellerduell gegen Werder Bremen II am Freitag (Anstoß 19 Uhr) im Stadion am Zoo gar nicht länger aufhalten will. Ganz abgehakt ist die Sache damit aber noch nicht. So kündigte Sportdirektor Carsten Pröpper Konsequenzen für Mike Rietpietsch an. Welche, das sagte Pröpper gestern nicht.

Aus sportlicher Sicht gibt es positive Neuigkeiten über den früheren Kapitän des WSV. Mike Rietpietsch kann wieder voll mittrainieren. Das gilt auch für Nermin Celikovic. Marco Neppe und Jan Hammes sind zwar wieder am Ball, aber beide kommen nach längeren Verletzungspausen für das Match gegen Werder Bremen noch nicht infrage. Für Salih Altin stehen die Chancen dagegen nicht schlecht, erneut in der Anfangsformation zu stehen. Altin wurde in Aalen nach 70 Minuten ausgewechselt.

"Mit Tobias Damm kam für ihn der vierte Stürmer ins Spiel. Wir waren zwar ohne Altin offensiver ausgerichtet, haben ohne ihn aber leider weniger Offensive gezeigt, weil die vier Spieler vorne vergeblich auf die Bälle warteten", analysierte John das schwache Überzahlspiel des WSV. Altin sei ein junger Spieler mit Perspektive. Und deshalb passe er auch in das langfristige Konzept.

Zur Enttäuschung der Spieler und der mitgereisten Fans blieb es in Aalen trotz guter Chancen beim mageren 0:0. "Beide Seiten haben danach Dinge gesagt, die ihnen hinterher leid tun", beschreibt John die Situation in Aalen nach dem Abpfiff, wo sich am Zaun Frust und Zorn der Spieler und Fans in einer feindseligen Stimmung niederschlugen. Das soll am Freitag im Stadion am Zoo anders aussehen. "Wir werden uns den Fans stellen, um zu zeigen, wie wichtig sie für uns sind", kündigte Carsten Pröpper Gespräche mit Fangruppen an.

Ein erstes Treffen fand bereits in dieser Woche statt. Pröpper und John ist bewusst, dass die Reaktion der Fans nicht nur ein unübersehbares Stimmungsbarometer ist, sondern dass die Fans - wie öffentlich geführte Personaldiskussionen - die Stimmung entscheidend beeinflussen können.