WSV: Die GmbH als nächstes Ziel

Präsident Runge ist mit der Hauptversammlung zufrieden. Abweichler sehen das ganz anders.

Wuppertal. Der Wuppertaler SV Borussia ist seit gestern Mittag um mindestens ein Mitglied ärmer. Markus Müller zog die Konsequenzen aus den Abstimmungsergebnissen der Jahreshauptversammlung (JHV) vom Montagabend und gab auf der Geschäftsstelle sein Kündigungsschreiben ab. Sein Antrag auf eine Namensänderung von Wuppertaler SV Borussia in Wuppertaler SV war abgeschmettert worden.

Müller hatte in der Uni-Halle seinen Antrag vor allem mit einem Identitätsverlust zu dem Verein begründet, dem er seit 1974 emotional verbunden ist. "Eine alte Liebe ist erloschen. Unerträglich wie Friedhelm Runge auch am Montag in der Uni-Halle manche Leute beleidigt hat", sagt Müller. Der WSV-Präsident hatte Müllers Antragsbegründungen als "Märchenstunde" bezeichnet.

Mitglied Sven Korallus weiß noch nicht, ob er dem Verein die Treue hält. Auch er war mit seinen Anträgen auf Offenlegung der Finanzen und eine Hauptversammlung im Ein-Jahres-Rhythmus gescheitert. "Das macht mich noch mehr betroffen als die nicht vollzogene Namensänderung. Die Mitglieder haben ihre eigenen Rechte beschnitten und feiern das noch wie einen Sieg. Das hat mich umgehauen. Man will einfach nicht, dass Mitglieder Einblick bekommen", sagt Korallus.

WSV-Präsident Friedhelm Runge zeigte sich zufrieden mit der JHV. Wann die nächste stattfindet, konnte er gestern nicht sagen. "Dann wünsche ich mir aber eine Verdopplung der Mitglieder von 700 auf 1500", so Runge. Auch die Diskussionen seien "in Ordnung gewesen".

"Eine Opposition muss sein. Sie sollte allerdings nicht immer die gleichen Anträge einbringen", so Runge in Richtung der Befürworter der Namensänderung. An der Bezeichnung "Märchenstunde" halte er fest, weil bei der Antragsbegründung "nichts konkretes dabei war, was uns hätte weiterbringen können".

Mitgliedern Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins zu gewähren bezeichnet Runge als Blödsinn. "Details dazu dürfen wir gar nicht veröffentlichen." "Bei anderen Vereinen würde ich viel Applaus bekommen. Hier muss ich mir die Frage gefallen lassen, wie viel Geld ich vom Verein zu bekommen habe." Es bringe ohnehin nichts, wenn er die Zahl nennen würde.

Runge richtet den Blick in die Zukunft. "Wir müssen dringend die Zeit nach Runge auf den Weg bringen. Ich will nicht zugucken, wie nach mir alles kaputt geht", sagt er. Er kann sich unter zwei Verwaltungsratsmitgliedern seinen Nachfolger vorstellen. Namen nennt er nicht. Wie lange er noch Präsident sein will, mochte er ebenfalls nicht sagen. Ganz oben auf der Agenda für den Verwaltungsrat stünde nun, die Lizenzfußball-Abteilung in eine GmbH auszugliedern.