Lichtblick im Siebenkampf: Biesenbach trumpft auf

Götzis (dpa) - Kira Biesenbach ist im nacholympischen Jahr der Lichtblick im deutschen Siebenkampf. Die erst 20 Jahre alte Athletin von Bayer Leverkusen schaffte beim Traditionsmeeting in Götzis den Durchbruch in die internationale Spitzenklasse.

„Sie hat einen phänomenalen Wettkampf gezeigt“, lobte Bundestrainer Wolfgang Kühne, der im WM-Jahr ohne die Olympia-Zweite Lilli Schwarzkopf und die WM-Dritte Jennifer Oeser auskommen muss. Die beiden verletzten Topkämpferinnen lieferten seit 2006 fast kontinuierlich Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen.

Mit den 6134 Punkten verfehlte Kira Biesenbach als Achte die Norm für die Weltmeisterschaft im August in Moskau bei miesem Wetter um nur 16 Zähler. „Da bin ich nicht traurig, auch wenn es schöner gewesen wäre, hätte ich es geschafft“, sagte Biesenbach, die ihre persönliche Bestleistung um 256 Punkte steigerte und in Götzis als bester Neuling (Rookie) ausgezeichnet wurde. Dabei übertraf die Senkrechtstarterin in fünf Disziplinen ihre bisher besten Resultate.

In drei Wochen bei der letzten WM-Qualifikation am 15./16. Juni in Ratingen will sie einen neuen Anlauf auf die Moskau-Norm nehmen. „Na klar. Ich bin auf dem richtigen Weg“, sagte die Studentin für Sport und Sozialwissenschaften. Sollte es mit dem WM-Ticket nicht klappen, reist sie eben im Juli zur U 23-EM ins finnische Tampere.

„Ich glaube, dass wir mit drei Starterinnen zur WM fahren“, prophezeite Kühne. „Auch Kira Biesenbach hat die Chance, in Moskau dabei zu sein.“ Anwärterinnen sind auch die Neubrandenburgerin Julia Mächtig, die in Götzis gleich im Hürdensprint ausschied, und Claudia Rath (Frankfurt/Main), die mit 6079 Punkten Neunte wurde.

Biesenbach-Trainer Erik Schneider hält nicht nur die WM-Qualifikation für möglich, sondern auch, dass sein Schützling die Nachfolgerin von Vereinskameradin Jennifer Oeser werden könnte. „Mit der Punktzahl, die sie erreicht hat, ist sie zumindest auf dem Weg, es werden zu können“, sagte er. Die blonde, hochgewachsene Athletin gilt schon lange als großes Talent. Bei den U 18-Weltmeisterschaften 2009 war sie bereits Dritte. Eine Meniskusoperation und nachfolgende Komplikationen zwangen Kira Biesenbach 2010 und 2011 jedoch zu einer Pause. „Gerade junge Siebenkämpferinnen müssen drei, vier Jahre kontinuierlich trainieren, um die Sicherheit zu bekommen“, erklärte Schneider.

Die Stabilität stellt sich nun langsam ein, aber Potenzial zur Leistungssteigerung ist da: Der Kugelstoß (13,34 Meter) und Speerwurf (36,68 Meter) gehörten nicht nur in Götzis nicht zu ihren Stärken. „Als Jenny Oeser nach Leverkusen kam, konnte sie auch nicht 50 Meter werfen“, meinte Schneider. Die Stärke von Kira Biesenbach ist ihre Schnelligkeit, die ihr auch enorme Dynamik im Hoch- und Weitsprung gibt. Im Sprint sowieso: Ihre 23,45 Sekunden über 200 Meter sind eine internationale Klassezeit.

Anfragen von Sprinttrainern, ob sie nicht den Mehrkampf zugunsten der schnellen Läufe aufgeben wolle, gab es bereits. „Ich bleibe beim Siebenkampf“, versprach Kira Biesenbach, die als ehrgeizige Frohnatur gilt. „Wenn man mit ihr trainiert, hat man immer Spaß“, berichtete Schneider. Auch der Leitende Bundestrainer Mehrkampf, Claus Marek, ist beeindruckt von ihrem Auftreten: „Sie ist ein Glücksfall. Mit was für einem Strahlen sie kämpft. Das gefällt mir.“