Segeln Nach 80 Tagen um die Welt: Herrmann will dritte Vendée Globe

Les Sables-d'Olonne · Er wollte mehr als Platz zwölf und plant schon fürs dritte Segelsolo um die Welt: Boris Herrmann ist nach 80 Tagen, Bruch und Blitz im Ziel seiner zweiten Vendée Globe. Die Motivation ist geblieben.

Endlich am Ziel: Boris Herrmann hat die Vendée Globe beendet.

Foto: Boris Herrmann/Team Malizia/dpa

Um 15.41 Uhr hatte Boris Herrmann endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen. Nach mehr als 80 Tagen wurde der Solo-Weltumsegler in Port Olona in Les Sables-d'Olonne begeistert empfangen. „Das ist ein schöner Moment, der einem wirklich ein bisschen die Leichtigkeit zurückgibt. Man ist nicht immer leicht während so eines intensiven Abenteuers“, sagte der 43-Jährige am Ende seiner zweiten Vendée-Globe-Teilnahme dem NDR. Das Rennen beschrieb der Hamburger als „intensive Lebenserfahrung, die ich nicht missen wollen würde“.

Die Regatta einmal um den Globus hatte Herrmann schon am späten Mittwoch um 23.18 Uhr offiziell beendet, doch hatte er aus Sicherheitsgründen mit der Fahrt in den Hafen an der französischen Atlantikküste bis zum nächsten Nachmittag warten müssen.

Hinter ihm hatte eine Segel-Tortur von 80 Tagen, 10 Stunden, 16 Minuten und 41 Sekunden und einer Länge von mehr als 29.200 Seemeilen (etwa 54.000 Kilometer) gelegen, als er mit seiner „Malizia - Seaexplorer“ die Ziellinie vor Les Sables-d'Olonne an der französischen Atlantikküste kreuzte.

Segler Boris Herrmann ist nach 80 Tagen im Ziel.

Foto: Boris Herrmann/VG2024/dpa

Schon im August der nächste Höhepunkt in Kiel

Seine nächsten Pläne stehen schon fest. „Meine Lust auf die Vendée Globe habe ich durch die Ereignisse der letzten Monate nicht eingebüßt. Ich habe Lust, weiterzumachen!“, sagte er noch an Bord. „Wir haben bei diesem Rennen einige Dinge gelernt. Jetzt müssen wir ein weiteres machen, um diese Dinge in die Tat umzusetzen.“

Die dritte Teilnahme an der Solo-Regatta um die Welt hat er für 2028 fest eingeplant. Das nächste große Rennen startet für ihn aber schon mit dem Ocean Race Europe am 10. August vor Kiel. „Ich freue mich sehr auf die Team-Herausforderung“, sagte Herrmann, der dann nicht allein segelt.

Herrmanns Pech: Wenig Wind, viel Bruch

Frühes Pech im atlantischen Flautenpoker, gepaart mit kleinen strategischen Fehlern, hatte ihn den Anschluss an die Führungsgruppe gekostet, die danach in besseren Windfenstern davonrauschte.

Ende November hielt Herrmann, als 13. in einer südatlantischen Flaute gefangen, fest: „Manchmal möchte ich weinen. Vier Jahre Vorbereitung, ein neues Boot und der Traum, mit 20 Knoten durch die Wellen zu schneiden. Jetzt sitze ich hier in der Flaute. Das macht mich traurig.“

Nach Aufholjagden, der zweitschnellsten Zeit vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Leeuwin und starkem Zwischenspurt nach der Kap-Hoorn-Passage kam Herrmann bis zum 8. Januar noch einmal bis auf 17 Seemeilen an Platz vier heran. Eine schwarze Bruch- und Blitzserie ließ ihn aber im Schlussspurt auf Kurs Start- und Zielhafen Les Sables-d'Olonne wieder zurückfallen.

Zweimal musste Herrmann seine Angstaufgabe erfüllen und zu Reparaturen in den 29 Meter hohen Mast steigen. Ein naher Blitzeinschlag am 8. Januar zerstörte zwei Drittel der Elektronik an Bord und sorgte für Leistungseinbußen.

Als Mitfavorit gestartet, 15 Tage nach dem Sieger im Ziel

Die Bruchserie erlebte ihren Höhepunkt, als die „Malizia - Seaexplorer“ am 16. Januar mit einem sogenannten „Oani“ (französische Abkürzung für ein nicht identifiziertes Objekt oder Lebewesen) kollidierte und das Backbord-Foil brach. Die letzten rund 2.800 Seemeilen musste Herrmann „flügellahm“ meistern. Am Ende der atemlosen Aufholjagd um die Welt hatte der geschlagene Mitfavorit noch schweren Stürmen zu trotzen. „Mir ist nicht langweilig geworden. Ein schöner Kampf bis ins Ziel“, sagte Herrmann dem NDR.

In die Phalanx der französischen Segelelite konnte Herrmann nach zwei zweiten Plätzen bei zwei Transatlantik-Rennen vor der Vendée Globe nicht einbrechen. Sieger Charlie Dalin war 15 Tage vor ihm im Ziel und sicherte den zehnten französischen Sieg bei der zehnten Vendée Globe. „Meteorologische Splits haben die Flotte zerfetzt, die großen Unterschiede sind nicht durch die Bootsdesigns zu erklären“, hielt Herrmann jedoch fest.

© dpa-infocom, dpa:250130-930-360259/2

(dpa)