Datenmissbrauch bei Telekom: Neuer Vorstand greift durch

Der neue Telekom-Vorstand für Datensicherheit, Manfred Balz, ergreift nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt wegen des spektakulären Diebstahls von Millionen von Handydaten erste personelle Konsequenzen.

Bonn. Der neue Telekom-Vorstand für Datensicherheit, Manfred Balz, ergreift nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt wegen des spektakulären Diebstahls von Millionen von Handydaten erste personelle Konsequenzen.

Fünf Mitarbeiter und Manager des Unternehmens, die bei der Suche nach den Tätern beim Datenklau Verbindungsdaten missbräuchlich abgeglichen hatten, wurden bis auf weiteres beurlaubt. Bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe seien sie "nach Hause geschickt" worden, sagte Balz am Mittwoch in Bonn.

Die Beschuldigten sollen Verbindungsdaten von 20 Personen abgeglichen und dabei auch Daten von einem inländischen Mobilfunkbetreiber und einem ausländischen Unternehmen beschafft haben. Um welchen Wettbewerber es ging, wollte Balz nicht sagen.

Der gesamte Sachverhalt liege inzwischen bei der Staatsanwaltschaft in Bonn. Ein Hauptverdächtiger für den Datendiebstahl sei "dingfest" gemacht worden und Gegenstand eines staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens.

Bei den Datenpannen im Vertrieb, die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Mitte Oktober aufgedeckt hatte, seien inzwischen energische Maßnahmen ergriffen worden. "Wir müssen nun im Einzelfall prüfen, wie unsere Partner mit Kundendaten umgehen", sagte Balz.

Die Telekom war erst im April in die Schlagzeilen geraten, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen Journalisten und Aufsichtsräte ausspioniert hatte. Auf der Suche nach undichten Stellen im Aufsichtsrat wurden Daten von Verbindungen zwischen Arbeitnehmervertretern in dem Kontrollgremium und Journalisten abgeglichen.

In diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem gegen den früheren Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und den Ex- Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel. Dieser Fall sei aber ungleich schwerwiegender zu beurteilen als die illegalen Aktionen der jetzt beurlaubten Mitarbeiter, betonte Balz.

Er kündigte an, er werde in seiner neuen Funktion im Telekom- Vorstand neue Standards für Datensicherheit setzen. Es werde eine kritische Bestandsaufnahme in der Konzernsicherheit geben, Mängel und Lücken würden schonungslos benannt. Dabei soll es nach seinen Worten keine "Bauernopfer" geben. Der Vorstand werde darüber hinaus die Verantwortung von Führungskräften einfordern.

Der bisherige Chefjustiziar Balz war vergangene Woche vom Aufsichtsrat in den Vorstand berufen worden. Das Thema Datenschutz wird bei der Telekom in Zukunft auf Vorstandsebene angesiedelt und auf zwei Ebenen angegangen. So werden Balz zufolge operatives Geschäft und Vorgaben getrennt und auf zwei Köpfe verteilt.

Der neue Vorstand soll mit Informations- und Kontrollrechten ausgestattet werden. Außerdem besitzt er ein Vetorecht bei allen Geschäftsentscheidungen, die Kundendaten betreffen. T-Home-Vorstand Timotheus Höttges wird sich wie bisher um das operative Geschäft der Datensicherheit kümmern.

Die Telekom will sich beim Thema Datenschutz auch verstärkt einer externen Überprüfung stellen. So soll ein externer Datenschutzrat gebildet werden, dem neben Fachleuten der Aufsichtsbehörden auch Wissenschaftler angehören sollen.

Außerdem will die Telekom künftig jährlich einen Datenschutzbericht veröffentlichen und die Sicherheitssysteme vom TÜV zertifizieren lassen. Um künftig über datenschutzrelevante Vorgänge zu berichten, hat die Telekom ein Internetportal eingerichtet.

Die Reaktionen von Kunden hielten sich nach Angaben der Telekom bislang in Grenzen. Rund 640 Kunden hätten inzwischen neue Rufnummern beantragt. Mit dem Versand der Dezember-Rechnung sollen alle Kunden über die neuen Maßnahmen zum Datenschutz informiert werden.