Neue Energiespar-Pläne sollen Haushalte um hunderte Euro entlasten

Mit einer neuen Energiespar-Initiative aus dem Bundeswirtschaftsministerium sollen Verbraucher ihre jährlichen Stromkosten um mehr als 300 Euro senken können.

Berlin. Mit einer neuen Energiespar-Initiative aus dem Bundeswirtschaftsministerium sollen Verbraucher ihre jährlichen Stromkosten um mehr als 300 Euro senken können. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verbrauche im Jahr Strom für 800 bis 900 Euro Strom, sagte Stephan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur am Mittwoch in Berlin.

Mit Hilfe der neuen Energiesparpläne lasse sich die Stromrechnung um bis zu 340 Euro drücken. Kohler gehört der Expertengruppe PEPP an, die im Auftrag von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) 21 Vorschläge für mehr Energieeffizienz erarbeitete.

Konkret sehen die Vorschläge ein Bonusprogramm vor, das Verbraucher für den Kauf besonders energiesparender Kühlschränke oder Waschmaschinen mit einer Prämie von bis zu 150 Euro belohnen soll. Bislang seien etwa Kühlschränke in den Haushalten 14 Jahre alt, hier könnten neue Geräte deutliche Energieeinsparungen bringen, erläuterten die Experten.

Ein sehr sparsamer Kühlschrank könne die Stromrechnung um 80 Euro im Jahr entlasten. Allerdings liege der Anteil der verkauften hocheffizienten Kühlschränke hierzulande noch immer unter drei Prozent - das müsse sich ändern, sagte Kohler.

Damit Verbraucher die Gerätekosten - also Anschaffung und Betrieb - besser vergleichen können, sollen zudem neben den Energieklassen künftig auch die Stromkosten der Geräte ausgewiesen werden. So könnten Kunden auf einen Blick die Vorteile energiesparender Geräte erkennen.

"Die Elektroindustrie unterstützt die Pläne der Bundesregierung, die Verbraucher zum Einsatz besonders energiesparender Kühl- und Gefriergeräte mit einem finanziellen Zuschuss gezielt anzuregen", teilte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) mit.

Der ZVEI habe die Internationale Funkausstellung genutzt, um in Gesprächen mit Beteiligten etwa aus Industrie und Politik die Umsetzung vorzubereiten. Vergleichbare Förderungen in Italien und den Niederlanden zeigten, dass der Zuschuss den Markt für hoch-energieeffiziente Kühl- und Gefriergeräte angekurbelt und nachweislich nicht zu Preiserhöhungen geführt habe.

Die PEPP-Fachleute machen sich auch für ein "Aktionsprogramm Stromsparberatung" stark, das Stromanbieter verpflichten soll, ihre Kunden kostenlos über Energiesparmöglichkeiten aufzuklären, und regen eine Informationskampagne zum Wechsel des Energieanbieter an. Sie schlagen zudem ein "Aktionsbündnis Energieeffizienz" vor, um die Bürger besser über Energiesparprogramme aufzuklären.

Beteiligen sollen sich nach dem Willen der Fachleute Wirtschaft, Wissenschaft, Verbraucher- und Umweltverbände.
Nach Ministeriumsangaben summierten sich die Energieausgaben der Privathaushalte Ende 2007 auf mehr als 95 Milliarden Euro. Damit seien auf einen einzelnen Haushalt rund 2300 Euro entfallen.

Glos sagte, er könne "keine Prognose" geben, wann die PEPP-Vorschläge womöglich im Kabinett behandelt würden. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte Glos am Dienstag in scharfen Worten eine jahrelange Blockade der Bemühungen um mehr Energieeffizienz und Klimaschutz vorgeworfen.

Knapp die Hälfte der Energiesparpläne steht in Zusammenhang mit den Themen Kraftwerke und der Forderung nach verlängerten Laufzeiten für Atomreaktoren. Die an PEPP beteiligte Volkswirtschaftlerin Claudia Kemfert vom DIW plädierte für den Bau neuer fossiler Kraftwerke - also etwa Kohlekraftwerke - und längere Laufzeiten für die noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke von derzeit 32 auf mindestens 40 Jahre.

Sie argumentierte, durch den bereits beschlossenen Atomausstieg sei in den kommenden Jahren mit zunehmend höheren Strompreisen zu rechnen.