IG Metall will acht Prozent mehr

Eine harte Tarifrunde steht in der Metall- und Elektrobranche bevor. Die Löhne sollen diesmal kräftig steigen.

Düsseldorf. Die IG Metall in Nordrhein-Westfalen rüstet sich für eine harte Tarifauseinandersetzung für die 705 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. "Wir wollen einen deutlich besseren Abschluss als im vergangenen Jahr", sagte Bezirksleiter Oliver Burkhard vor Journalisten in Düsseldorf. Zuletzt gab es 4,1 Prozent - plus 1,7 Prozent in einer zweiten Stufe.

Ihre exakten Forderungen will die Gewerkschaft erst in den kommenden Wochen festlegen. Vor Ort gibt es aber schon eine klare Ansage: Zwischen sieben und acht Prozent mehr sollen es schon sein, hat die Gewerkschaftsbasis in Düsseldorf signalisiert. Festlegen wollen sich Burkhard und seine Verhandlungsmannschaft am 19. September.

Dann soll alles schnell gehen: Am 14. Oktober steht die erste Tarifverhandlung an, ab dem 1. November sind Warnstreiks möglich. Die IG Metall macht Druck: "Wir wollen keine Streiks unter dem Weihnachtsbaum. Spätestens im Dezember wollen wir mit den Verhandlungen fertig sein", sagte Burkhard.

Doch das ist bisher alles Wunschdenken. Denn die Arbeitgeberseite müsste dabei mitspielen. Dort herrscht bislang zwar offiziell Schweigen, aber Burkhard hat schon Signale empfangen: "Dort wird ein Angstszenario, bestehend aus Abschwung, hohen Rohstoffpreisen und Bankenkrise, aufgebaut." Dabei seien die Zahlen der Branche nach wie vor hervorragend.

Tatsächlich ist der große Boom vorbei. Die rund 3000 Betriebe in NRW - davon 700, die nicht Mitglieder im Arbeitgeberverband sind - konnten auf satte Steigerungen auch im zweistelligen Bereich zurückblicken. Sie können auch in diesem Jahr noch mit einem Plus von rund sieben Prozent rechnen. Doch für das kommende Jahr wird maximal eine Steigerung von fünf Prozent erwartet. In einigen Bereichen wie beim Automobilbau sind sogar negative Zahlen zu erwarten.

Doch das ficht die IG Metall nicht an. "Die Auftragsbücher sind voll, die Kollegen machen Überstunden und Sonntagsschichten wie nie", so Burkhard. Dazu kommen die rapiden Teuerungsraten in den vergangenen Monaten - sowohl bei den Energiekosten wie auch bei den Lebensmittelpreisen würden die Arbeitnehmer kräftig zur Kasse gebeten.

Das sei mit mäßigen Tarifabschlüssen kaum auszugleichen. Für einen typischen Metall-Facharbeiter mit einem Monatseinkommen von brutto 2337 Euro bedeute ein Aufschlag von 4,1 Prozent lediglich ein Nettojahresplus von
700 Euro.

Indirekt räumt Burkhard ein, dass eine Forderung oberhalb des Abschlusses in den Boomjahren merkwürdig ist. "Man kann uns vielleicht vorwerfen, damals zuwenig gefordert zu haben." Für den jungen Nachfolger von Detlef Wetzel, der als IG-Metall-Bundesvize nach Frankfurt wechselte, ist die anstehende Tarifrunde die erste große Bewährungsprobe. Wahrscheinlich muss allerdings nicht NRW den Pilotabschluss durchkämpfen, die Aufgabe liegt wohl wieder in Baden-Württemberg oder in Bayern.

In der Branche sind NRW-weit rund 100 000 Leiharbeiter beschäftigt, die teilweise für einen Stundenlohn von 7,22 Euro arbeiten. Erstmals bezieht die IG Metall auch diese Gruppe ausdrücklich in die Tarifrunde mit ein.