Strom: Anbieterwechsel ist kein Klacks

Die Hälfte der wechselwilligen Kunden wartet mehrere Monate auf die Umstellung.

Düsseldorf. Locker und lässig lächelt Rudi Völler in die Kamera. Dann kneift er in seiner typischen Art ein Auge zu und spricht die markigen Worte: "Wechseln is’n Klacks - mit Teldafax." Mit diesem Slogan wirbt der Fußballstar für den Wechsel zum Troisdorfer Stromanbieter. Alles soll ganz einfach sein.

Viele Kunden haben mit Teldafax und weiteren neuen Anbietern ganz andere Erfahrungen gemacht. Nach Schätzungen des Bundesverbandes Neuer Stromanbieter (BNE) sind im Jahr 2007 nur 50 Prozent der knapp 1,3 Millionen Anbieterwechsel reibungslos verlaufen. Hunderttausende Kunden hingen in der Warteschleife. Statt etwa acht Wochen, die ein Wechsel dauern sollte, gingen bei vielen mehrere Monate ins Land. Und auch im laufenden Jahr sieht es genauso aus. "Die Tendenz ist steigend", bestätigt Susanne Herrmann, Koordinatorin der Kampagne zum Anbieterwechsel beim Bundesverband der Verbraucherzentralen.

Genau diese Kampagne von Bundesregierung und Verbraucherzentralen scheint für die Anbieter ein Problem zu sein: Es haben sich mehr Menschen zum Wechsel entschlossen als von den Unternehmen kalkuliert. "Für unser erstes Geschäftsjahr haben wir mit 64000 Neukunden gerechnet", sagt Teldafax-Sprecher Thomas Müller.

"Es sind aber 400000 geworden. Mit diesem Ansturm konnten wir nicht rechnen." Müller verweist darauf, dass das Unternehmen jetzt besser aufgestellt sei: "Im Sommer 2007 hatten wir 80 Mitarbeiter, jetzt sind es 220."

Eine Mitschuld am Wechsel-Chaos geben die neuen Stromanbieter aber vor allem den vorherigen Versorgern der Kunden, von denen die Kündigungen zu langsam bearbeitet würden. Und auch die Netzbetreiber, bei denen die Unternehmen neue Kunden anmelden müssen, würden zu langsam agieren. Darüber, ob diese Verzögerungen mutwillig passieren, um keine Kunden zu verlieren, könne nach Ansicht von Verbraucherschützern nur spekuliert werden.

"Die Probleme dürfen aber nicht auf dem Rücken des Kunden ausgetragen werden", meint Claudia Bruhn von der Verbraucherzentrale NRW. Sie warnt beim Anbieterwechsel vor den Tarifen, bei denen der Kunde in Vorleistung treten muss:

"Dort kommt es aus unserer Erfahrung häufig zu Verzögerungen." Viele Firmen - unter anderem auch Teldafax - kassieren für besonders günstige Tarife bis zu einem Jahr im Voraus. "Die kalkulieren mit diesen Einnahmen und können so günstigere Tarife anbieten", ergänzt Bruhn. "Wenn es dann zu Verzögerungen kommt, ist das besonders ärgerlich."

Trotzdem wirbt die Verbraucherzentrale für den Wechsel. "Der Konkurrenzkampf unter den Unternehmen hat sehr günstige Tarife zu Tage gebracht", sagt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW.