Tui und First Choice Holidays gehen zusammen: Frenzels letzter Schachzug

Mit dem Zusammengehen von Tui und First Choice entsteht ein ertragreicher Riese. Was die Fusion der Reisekonzerne für die Mitarbeiter heißt, ist noch offen.

<strong>Hamburg. Die Nachtsitzung um die Zukunft von Europas größtem Reisekonzern Tui hatte beim Vorstandschef Michael Frenzel tiefe Spuren hinterlassen. Seine Stimmungslage war in Hamburg dennoch glänzend als er seinen größten Coup verkünden konnte: Der Tui-Konzern legt seine Touristiksparte mit dem britischen Reiseveranstalter First Choice Holidays zusammen. Die britische Firma gilt als eine Ertragsperle - der Porsche der Reisebranche. Schon seit Jahren hat Frenzel auch an der Börse nicht mehr so viel Zuspruch erlebt. Die Tui-Aktie übernahm im deutschen Aktienindex Dax am Montagmorgen sofort die Führung und legte bis zu 14 Prozent zu. Die Börsianer sehen dabei die lange geforderte Trennung von Schifffahrt und Touristik jetzt vorgezeichnet. Die Reisesparte, an der die Briten mit dem erfolgreichen First Choice-Chef Peter Long an der Spitze die unternehmerische Führung übernehmen und künftig von London aus operieren, wird quasi ausgelagert. Die Schifffahrt könnte, wenn sie wieder in den schwarzen Zahlen operiert, bald folgen.

Der gelernte Banker hat immer ein Ass im Ärmel

Für Frenzel war es der letzte Schachzug, ein Befreiungsschlag gegenüber den immer aggressiver werdenden Finanzinvestoren. Bis zum Montag schien es nur noch eine Frage der Zeit, bis der 60-Jährige auf ihr Drängen hin den Chefsessel verlassen müsse. Jetzt sitzt Frenzel wieder fest im Sattel. Der gelernte Banker, der sein Handwerk beim legendären Ex-WestLB-Chef Friedel Neuber als Büroleiter gelernt hat, hat halt immer noch ein Ass im Ärmel und zieht es.

Der fusionierte Konzern, Tui Travel, braucht noch den Segen der Kartellhüter. 27 Millionen Kunden, 18 Milliarden Euro Umsatz und 475 Millionen Euro Ergebnis (Ebitda) ergeben sich zusammengerechnet. Tui soll dabei auf First Choice-Ertragsniveau getrimmt werden. Außen vor sollen die Tui-Kreuzfahrt-Aktivitäten und das umfangreiche Hotel-Portfolio (Riu-Hotels) bleiben.

Reiseweltmeister Die Deutschen gelten als Reiseweltmeister und in Deutschland hatten bislang auch die größten Tourismuskonzerne Europas ihren Sitz: Tui, Thomas Cook und Rewe

TUI Die Wurzeln der Tui gehen auf das Jahr 1968 zurück, als die Touristik Union International (Tui) gegründet wurde. 2003 nennt sich die Preussag in Tui um und konzentriert sich auf die Touristik und Schifffahrt. Mit der Übernahme der britischen First Choice wird die Touristiksparte von Tui künftig unter dem Namen Tui Travel firmierenund ihren Sitz in London haben.