Der Frühling ist da, oft mit Sonnenschein und höheren Temperaturen. Aber er bringt nicht nur Schönes mit sich. Davon können etwa Heuschnupfen-Allergiker ein Lied singen - oder Autobesitzer: So steigt die Gefahr für Marderschäden ab März wieder an.
Und jährlich werden mehr Schäden an Kabel, Schläuche und Co. gemeldet. So zeigen die aktuellsten Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für 2023 einen Anstieg von knapp zehn Prozent zum Vorjahr. Rund 235.000 kaskoversicherte Autos waren betroffen. Im Schnitt bezahlten die Versicherer fast 550 Euro pro Schaden.
Vor allem zwischen April und Juni knabbern Marder deutlich häufiger Autoteile an als im Rest des Jahres - Schäden haben Hochsaison. Grund: Die männlichen Marder beginnen damit, im Vorfeld der Paarungszeit im Sommer ihr Revier mit Duftmarken abzustecken.
Revierkämpfe unter der Motorhaube
Warme Motorräume bilden grundsätzlich einen beliebten Rückzugsort für die putzig-pelzigen Geschöpfe. Der Platz unter der Motorhaube dient unter anderem als Proviantlager, erläutert der Deutsche Jagdverband (DJV). So finden sich deshalb dort oft Hühnereier, Würste oder Fleischreste.
Wenn aber ein Marder dann den Geruch anderer Tiere registriert, kann er aggressiv werden und sich in Bauteile wie Kabel, Dämmmaterial oder Schläuche verbeißen. Davon sind nicht selten Pendler betroffen.
„Sie fahren mit ihrem Fahrzeug natürlich völlig unbewusst in ein neues Marderrevier und stellen es dort ab“, erklärt Torsten Reinwald vom DJV. „Wenn dann der Lokalmatador den Rivalen riecht - der eigentlich Kilometer entfernt aktiv ist - spielen die Hormone verrückt, es kommt zu wilden Beißereien.“
Dem Marder auf der Spur - ein Blick auf die Pfotenspuren
Hinweise auf Marderschäden können unter anderem sein: herumliegende Gummi- und Kabelteile oder ausgelaufene Flüssigkeiten. Springt plötzlich eine Warnlampe an oder der Motor startet nicht mehr, kann das ebenfalls die Folge eines Marderbisses sein, so der ADAC.
Auch Pfotenspuren können auf den Besuch der kleinen Raubtiere hinweisen, so die Zeitschrift „Auto, Motor und Sport“ (06/2025). Allerdings: Solche Tapser rühren nicht immer von Mardern her. Auch Katzen spazieren gern über Autos. Zur Unterscheidung: Der Pfotenabdruck eines Steinmarders zeigt eine längliche Form mit fünf Zehen und deutlich ausgeprägten Nägeln. Spuren von Katzentatzen sind dem Bericht zufolge dagegen eher rund und zeigen nur vier Zehen mit deutlich weniger ausgeprägten Nägeln.
Wer kommt für den Schaden auf?
Wer nur über die vorgeschriebene Kfz-Haftpflichtversicherung verfügt, muss die Schäden aus eigener Tasche zahlen. Eine zusätzlich abgeschlossene Kaskoversicherung indes deckt die Schäden in der Regel.
Aber aufgepasst: Je nach Vertrag decken einige Tarife nur direkte Schäden ab, das heißt nur die direkt durch Bisse beschädigten Teile. Andere wiederum begleichen auch die - teils sehr teuren - Folgeschäden. Etwa dann, wenn angebissene Zündkabel den Katalysator beschädigten oder wenn zerbissene Gummimanschetten für Schäden an den Antriebs- oder Achsgelenken sorgen. Auch können angenagte Kühlmittelschläuche zum Verlust von Kühlflüssigkeit führen - dann kann Motor überhitzen und Schaden nehmen.
Manchmal gibt es Schadenhöchstsätze von 1.500 bis 3.000 Euro für Folgeschäden, andere Policen gewähren unbegrenzten Schutz. Ein Blick auf die eigene Police lohnt sich also, speziell bei E-Autos.
Schäden am E-Auto können besonders kostspielig werden
Auch wenn der Motorraum von Elektroautos meist nach unten verkleidet ist und die Hochvoltkabel dick ummantelt sind, ist das kein 100-prozentiger Schutz vor Beißattacken. Und die können teuer werden: Hochvoltkabel dürfen aus Gründen der Sicherheit nicht ausgebessert werden. Das heißt: Bei einem Schaden ist der komplette Kabelsatz zu erneuern.
Der ADAC beziffert solche Schäden je nach Modell auf mehrere Tausend Euro. Bei älteren oder sehr günstigen E-Autos lohne sich dann eine Reparatur im Einzelfall nicht mehr.
Schutz gegen Marder - was hilft?
Um die Tiere vom Auto fernzuhalten, gibt es verschiedene Optionen. Ein Check:
- hilft nicht wirksam:
- Die oft kolportierte Wirksamkeit von Hausmitteln wie etwa verteilten Hundehaaren oder WC-Steinen sowie Mottenkugeln verweisen Fachleute ins Reich der Mythen - sie bewähren sich in der Regel nicht.
- hilft vorübergehend:
- Ein unter das Auto gelegtes Stück Maschendraht kann vorübergehend wirken. Es gibt auch spezielle Mardermatten im Kfz-Zubehör. Der wackelige, zunächst unbekannte Untergrund kann das Tier verschrecken, es kann sich aber daran gewöhnen. Zumal die Tiere als anpassungsfähig und kletterfreudig gelten.
- Wer Marder mit speziellen Duftsprays (ab rund zehn Euro) fernhalten will, muss wissen: Das hält nicht lange an.
- Hilfreich kann eine fachgerechte Motorwäsche vor allem nach einem Befall sein, um die bisherigen Marderduftnoten zu beseitigen - zumindest bis der Nächste hineinklettert. Regelmäßige Motorwäschen helfen allen, die ihr Auto oft an unterschiedlichen Orten abstellen.
- Für vorübergehenden Schutz können für Menschen nicht hörbare Ultraschalltöne sorgen. Die Lautsprecher müssten dabei so positioniert sein, dass die Tiere direkt an ihnen vorbeilaufen, was in der Praxis nicht immer möglich sein dürfte - Schutz daher eingeschränkt. Kosten ab etwa 70 Euro.
- hilft am wirksamsten:
- Stromschläge à la Weidezaun-Prinzip klingen martialisch, können aber ein wirksamer Schutz sein. Das ist ein System aus im Motorraum verteilten Kontaktplatten. Tritt der Marder darauf, bekommt er einen ungefährlichen Stromstoß. Gute Modelle kosten zwischen 150 und 280 Euro, berichtet „Auto, Motor und Sport“. Der Einbau sollte fachgerecht erfolgen.
- Auch eine Abkapslung des Motors kann sinnvoll sein. Eine Motorraum-Abschottung ist mitunter schon ab Werk zu bestellen und wird auch zum Nachrüsten - teils unter der Bezeichnung Unterfahrschutz - angeboten.
- Stabile Ummantelungen für Schläuche und Leitungen können nützlich sein, diese gibt es schon ab etwa 10 Euro als Kfz-Zubehör.
- Der vermutlich beste Schutz: Parken in einer komplett geschlossenen Garage. Das Gebäude sollte kein Gittertor und keine Löcher haben, durch die ein Marder schlüpfen kann.
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