Ein Archiv für Pina Bausch
Kulturpolitik: Köln und Essen als Staatstheater? Experten überlegen, wie man die Kultur in NRW stärken kann.
Düsseldorf. Sollen die Bühnen in Köln und Essen Staatstheater werden? Bekommt Pina Bausch ein Archiv und eine Studiobühne? Das zumindest sind Ideen, die eine zehnköpfige Expertenkommission im Auftrag der Staatskanzlei und der Kunststfitung NRW erarbeitet hat. Das Ziel: politische Maßnahmen zu entwickeln, damit das Land NRW kulturell seinen nationalen und internationalen Ruf stärker als bisher behaupten kann.
Der Katalog, der gestern vorgestellt wurde, enthält 20 konkrete Vorschläge und zehn Empfehlungen jede einzelne Sparte betreffend. Und er ermittelt ungefähre Kosten.
"Das wären im ersten Jahr etwa 50 Millionen, in den darauf folgenden Jahren sicher insgesamt ein dreistelliger Millionenbetrag", erklärt Heinz Dürr, Vorsitzender der Kommission, zu der u.a. Frank Baumbauer, Intendant der Münchner Kammerspiel, Elmar Weingarten, Intendant der Tonhalle Zürich, und Kunstsammler Harald Falckenberg gehören.
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers lobt die Arbeit der Kommission und die "interessanten" Vorschläge, macht aber keine konkreten Zusagen darüber, was wirklich umgesetzt wird. Er freue sich aber über den Diskurs, ein "intellektuelles Vergnügen". Eine Empfehlung schließt er jedoch sofort aus: das Beuys-Zentrum von Schloss Moyland nach Düsseldorf zu verlegen. Doch Dürr bekräftigte: "Man muss auch mal über das unmöglich Scheinende reden, wenn man etwas verändern will."
Wandel soll es auch bei den Bühnen geben. Das Gürzenich-Orchester Köln könnte sich danach "Staatsphilharmonie NRW" nennen. Überraschend kommt der Vorschlag, Köln und Essen zu Staatstheatern zu machen, und das, obwohl das Schauspiel Düsseldorf sowieso schon halb vom Land finanziert wird.
Für Köln und Essen würde die Entscheidung bedeuten, dass das Land seinen Zuschuss von bisher ca. einer Million Euro auf vier (Köln) bzw. fünf Millionen Euro (Essen) anhebt. NRW ist eines der wenigen Bundesländer, die noch gar keine Staatstheater besitzen.
"Die Theater in NRW sind bundesweit nicht konkurrenzfähig", begründet Frank Baumbauer den Vorschlag. Überrergionale Strahlkraft besitze lediglich das Tanztheater von Pina Bausch. Deshalb auch die Vorschläge für ein Archiv und eine Studiobühne in Wuppertal, auf der Tänzer der Compagnie eigene Choreografien ausprobieren könnten.
Im Bereich Film schlagen die Experten vor, den Förderetat wieder anzuheben und die Ausbildung zu bündeln. Die internationale Filmschule (ifs) und die Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln könnten zusammengelegt werden. Die Literatur sollte ein großes Festival genauso bekommen wie ein Literarisches Zentrum.
Um die Sammlungen zu stärken, müsste der Ankaufsetat der Museen von bisher jährlich einer Million auf das zehnfache vom Land aufgestockt werden. Sammler Falckenberg: "Wir wollen ein Zeichen setzen gegen die Event-Kultur in Museen."