Bridget Riley-Werksausstellung: Schwirrender Singsang an der Wand
Die Britin Bridget Riley zeigt eine Werkausstellung in Siegen.
Siegen. Schon in den 60ern war Bridget Riley ein Star. Optische Experimente hatten damals die Kunst erobert, daher rührt der Name: Op Art. Es flirrte und flimmerte, tanzte und kreiste, wirbelte im Kreis, bis allen schwindelig wurde. Die Punkte und Wellen, die Karos, Rauten und vibrierenden Streifen wurden zur Signatur der Epoche, die pulsierenden Geometrien tauchten alsbald auch auf Plattencovern, in Werbeanzeigen und auf T-Shirts auf.
Bridget Riley (geb. 1931 in London) entzog sich aber schnell der kommerziellen Welt, die sie so hingebungsvoll umarmte. Sie wollte die raumplastischen Qualitäten der Farben erforschen, so wie es der Pointilist Georges Seurat im 19. Jahrhundert getan hat.
Bis heute malt die mehrfache Documenta- und Biennale-Teilnehmerin ihre farbigen Streifen und schwingenden Rauten, ihre Rhomben und Bögen. Immer noch sind ihre Bilder irritierend, immer noch sind sie eine Herausforderung für das Auge, obschon sie nicht mehr ganz so radikal und halluzinatorisch sind.
Gerade hat die britische Künstlerin den renommierten Rubenspreis, den die Stadt Siegen seit 1957 alle fünf Jahre vergibt, für ihr Lebenswerk erhalten und für das dortige Museum für Gegenwartskunst eine Ausstellung eingerichtet, in der sie Werkgruppen seit 1980 zeigt.
Die Gegenüberstellungen in den zwölf Räumen sind sparsam wie die Bilder selbst — aber umso effektvoller. Zwischen den Bildern entspannt sich ein konzentrierter Dialog, an dem sich Farbe und Licht beteiligen. Manchmal ist es eine Art Singsang, ein schwingender Rhythmus.
Und wie in den Anfängen in den 1960ern scheinen Bildzonen zu schwirren und zu beben. Man erkennt, dass sie exakt konstruiert, dass sie statisch sind — und doch erhält das Hirn vom Auge ständig die Botschaft: diese Bilder bewegen sich, sie atmen. Auf die Frage nach den Grundlagen ihrer Malerei sagt Riley: „Die Basis meines Werkes ist immer das Sehen gewesen.“ Und dann lacht die 81-Jährige: „Ich hätte auch Porträtmalerin werden können. Da muss man auch genau hinsehen.“
Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen, Unteres Schloss 1, zeigt die Werke von Bridget Riley bis zum 11. November.
Geöffnet: Di — So 11 bis 18 Uhr, Do 11 bis 20 Uhr. Eintritt: 5,90 Euro, Katalog: 24,90 Euro.