Bildungsreform in NRW: Pragmatismus ist das Gebot der Stunde

Rot-Grün setzt Änderungen bei der Schulpolitik durch

Rot-Grün hat am Mittwoch einen Teil seiner bildungspolitischen Wahlversprechen eingelöst. Dieses Vorhaben war politisch nicht eben anspruchsvoll, bestand es doch im wesentlichen daraus, einen großen Teil der Reformen der schwarz-gelben Vorgängerregierung zurückzudrehen. Das ist nun gelungen und entsprach den Erwartungen der rot-grünen Klientel. Denn sowohl die meisten Lehrer- wie auch einige Elternverbände hatten gegen die Einführung der Kopfnoten protestiert. Der Widerstand gegen die Schwächung des Elternwillens beim Schulwechsel reichte sogar bis tief ins bürgerliche Lager.

Der dort herrschende Verdruss über die allzu rückwärts gewandte Bildungspolitik der schwarz-gelben Landesregierung war einer der Gründe für deren Wahlniederlage im Mai. Doch entgegen so manch vorschnellem Frohlocken bei altgedienten Bildungsideologen, die es sowohl bei SPD wie auch bei den Grünen immer noch gibt, erwuchs daraus kein Mandat für einen radikalen Umbau der Schullandschaft.

Das verbieten einmal die knappen Mehrheitsverhältnisse im Landtag, vor allem aber auch der Elternwille. Der ist deutlich differenzierter, als es so manche bildungspolitische Schuldebatte suggeriert. Eine wohnortnahe, gut ausgestattete Schule, die die Kinder nicht bereits nach vier Jahren in starke und schwache Schüler sortiert und die vor allem die Kapazitäten hat, jeden Einzelnen zu fördern — das ist der Wunsch der übergroßen Mehrheit, wie sich aus jeder Umfrage zum Thema herauslesen lässt.

Die alleingültige Antwort zu diesem Thema hat auch die neue rot-grüne Landesregierung noch nicht gefunden. Die Gemeinschaftsschule wird beworben als das Modell der Zukunft. In der Gegenwart gibt es gerade einmal zwei Gemeinden landesweit, die sie einführen wollen. Das ist so wenig, dass vor allem Schulministerin Löhrmann schnell darüber nachdenken muss, welche Lehren sie daraus zieht. Womöglich ergeben sich doch neue Gesprächsfäden zur CDU.

Dass es auch ganz pragmatisch gehen kann, weist Löhrmann nun bei der Reform des Turbo-Abis nach. Weniger Hausaufgaben, mehr Einzelförderung — das sind Ansätze, die den oft überforderten Schülern helfen. Und das ist wichtiger als so manche Grundsatzdebatte.

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