Meinung Debatte über Gauck-Nachfolge: Die Fassade bröckelt

Noch halten Union und SPD die Fassade aufrecht, sich womöglich doch irgendwie auf einen gemeinsamen "Thronerben" im Schloss Bellevue zu verständigen. Auch Sigmar Gabriel wäre in diesem Falle wohl flexibel genug, seine Steinmeier-Idee zu vergessen.

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Ohne die tatkräftige Mithilfe von Grünen und Linken könnte es ein ziemlich aussichtloses Rennen für die SPD werden. Und ob Steinmeier angesichts dieser wenig ersprießlichen Gefechtslage überhaupt antritt, steht ja auch noch in den Sternen.

Die Namensliste der bereits "verbrannten" Aspiranten scheint inzwischen allerdings deutlich länger zu sein als die der noch in Frage kommenden Personen. Der Präsident des Bundverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hat abgesagt. Genauso wie die Theologin Margot Käßmann. Und der allseits geachtete Bundestagspräsident Norbert Lammert hat sich praktisch selbst aus der Liste gestrichen, als er den parlamentarischen Rückzug ankündigte und dies mit seinem fortgeschrittenen Alter begründete.

So spricht einiges dafür, dass Union und SPD bei der anstehenden Präsidentschaftswahl wohl doch getrennte Wege gehen. Was wäre daran eigentlich so furchtbar? Schließlich handelt es sich immer noch um eine Wahl und nicht um eine Akklamation. Bei der Wahl des Bundespräsidenten ist es sogar möglich, dass in ihrem Verlaufe neue Kandidaten antreten können. Und im dritten Wahlgang, in dem nur noch zählt, wer die meisten Stimmen bekommen hat, können die Karten noch einmal ganz neu gemischt werden. 1969 wurde der SPD-Politiker Gustav Heinemann zum Staatsoberhaupt gewählt, ohne im dritten Wahlgang die absolute Mehrheit auf sich zu vereinigen. Und das Land ist daran auch nicht zugrunde gegangen.

Womöglich muss Steinmeier am Ende doch ran. Und die Union besinnt sich vielleicht auf Wolfgang Schäuble. Spannend wäre das allemal.