Meinung Deutsche Fußballmeisterschaft: Einer wird gewinnen
Glückwunsch, Bayern München. Exakt die Hälfte aller seit 1963 in der Fußball-Bundesliga ausgespielten Meisterschaften haben nun die „Roten“ aus der bayerischen Hauptstadt gewonnen — 27 von 54. Der fünfte Titel in Serie zeugt von der Dominanz des Vereins, der eine halbe Milliarde Euro im Jahr umsetzt, der fast 300 000 Mitglieder und gewiss die meisten Fans in Deutschland hat.
Das alles ist sehr beeindruckend — aber leider auch sehr langweilig, zumindest für diejenigen, die sich mal wieder einen spannenden Titelkampf wünschen. Die überalterte Bayern-Mannschaft steht zwar vor einem Umbruch. Aber mit den üppigen Bordmitteln dieses Fußball-Konzerns sollte das doch zu schaffen sein.
Und wer soll den in weite Ferne enteilten Bayern überhaupt gefährlich werden? Vize-Meister RB Leipzig? Sicher nicht. Der Aufsteiger wird — wie die TSG 1899 Hoffenheim — im kommenden Jahr erstmals durch internationale Spiele zusätzlich belastet sein. Bezeichnend auch, dass die Bayern die Meisterschaft mit einem 6:0 beim VfL Wolfsburg perfekt machten — dem Vize-Meister von 2015. Und sonst? Die Spitzenteams der vergangenen Jahre wie Leverkusen, Gladbach und Schalke haben mittlerweile andere Sorgen. Bleibt allenfalls Borussia Dortmund, das aber in der zu Ende gehenden Saison nur für ein Spiel — dem Pokal-Halbfinale — auf Augenhöhe mit den Bayern war.
Die Wahrheit ist: Die Kommerzialisierung und das stetige Wachstum des Fußball-Markts haben nun mal nicht den Sinn, dass die Milliarden gleichmäßig verteilt werden. Sondern dass die Schere immer weiter auseinander geht. Die Größten heimsen auch das größte Stück vom Kuchen ein. Einer wird gewinnen, und der heißt mit zunehmender Wahrscheinlichkeit Bayern München. Kann das auf Dauer gut gehen? Sicher doch. Es gibt in der populären Bundesliga ja noch den Abstiegskampf. Die Frage, wer die Meisterschale holt, ist bereits zweitrangig geworden.