Euro-Krisengipfel: Überfälliges Signal an die Finanzwelt
In der langen Nacht von Brüssel hat Europa gewonnen.
Europa hat Stärke und Entschlossenheit gezeigt. Das Gespenst der großen Schuldenkatastrophe scheint verjagt zu sein. Entsprechend positiv haben die Börsen auf die Nachrichten aus Brüssel reagiert. Das Ja der EU-Staats- und Regierungschefs zum deutlich vergrößerten Rettungsschirm nimmt zumindest vorläufig den Druck von den EU-Staaten, die bei ihren Gläubigern dramatisch in der Kreide stehen.
Griechenland darf damit rechnen, dass ihm 50 Prozent der Verbindlichkeiten erlassen werden. Und Italien darf davon ausgehen, dass der Rest der Europäischen Union nun sehr genau darauf schaut, wie das Land seine Schulden in den Griff bekommen will. Auch das ist eine Botschaft, die von der langen Nacht in Brüssel ausgeht.
Überraschend dabei ist, dass die Politik sich von der Leine der Banken befreit hat. Das ist in erster Linie dem Schulterschluss von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy zu verdanken. Dabei ist die Handschrift Merkels allerdings deutlicher zu erkennen.
Angesichts des ungleich größeren Engagements französischer Banken in Griechenland kommt der Verzicht auf 50 Prozent der Forderungen Frankreich viel teurer zu stehen. Dass den Banken dennoch mit einer Stimme begegnet wurde, ist ein längst überfälliges Signal an die Geldwirtschaft. Es besagt, dass die Europäische Union sich nicht länger von der Finanzwelt gängeln lassen will.
Gleichwohl hat die neue Brüsseler Rechnung einige Unbekannte. Zwar müssen Banken faule Kredite an Griechenland zur Hälfte abschreiben und gleichzeitig einen Finanzpuffer in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro bilden. Im Notfall aber ist sicher, dass der Steuerzahler strauchelnden Geldhäusern auch in Zukunft unter die Arme greifen muss. Und dass der Rettungsschirm sich per Hebelwirkung und Finanzjonglage um fast das Dreifache ausdehnen soll, wird bei den Bürgern in Europa auch nicht gerade größeres Vertrauen schaffen.
Unter dem Strich ist die Einigung von Brüssel dennoch ein großer Erfolg. Sie beschreibt womöglich den Startpunkt einer gemeinsamen Finanzpolitik, der sich die EU-Länder nicht mehr ohne Weiteres entziehen können. Vielleicht ist bald Schluss mit der hemmungslosen Schuldenmacherei im Euro-Raum.