Bürger gegen Sauerland

Duisburgs Oberbürgermeister droht die Abwahl

Die schiere Zahl ist beeindruckend und legt ein deutliches Zeugnis über die Stimmung in Duisburg ab: Ein großer Teil der Bevölkerung hat die Nase voll von Oberbürgermeister Adolf Sauerland und will, dass er wegen der schrecklichen Ereignisse bei der Loveparade aus dem Amt ausscheidet.

In diesen Zeiten rund 80 000 Bürger in einer traumatisierten Stadt dazu zu bewegen, per Unterschrift ihren demokratischen Willen zu bekunden, ist schon eine große Leistung. Der CDU-Politiker selbst ist es gewesen, der mit seinem Verhalten die Leute zur Unterschrift getrieben hat. Doch ob er nun tatsächlich gehen wird, ist noch offen.

21 Tote sind die Bilanz der Katastrophe vom Sommer vergangenen Jahres, sie sind immer noch ungesühnt. Zwar ermitteln die Staatsanwälte gegen eine ganze Anzahl von Personen, doch Sauerland und der Chef der Veranstalterfirma, Rainer Schaller, sind nicht darunter. Sauerland hat erstmals ein Jahr nach dem Unglück den Mumm gehabt, sich zu entschuldigen. Schaller agiert hinter den Kulissen, hat Kontakt mit den Angehörigen.

Der Unterschied: Sauerland hat ein öffentliches Amt inne und ist dem Gemeinwohl der Stadt Duisburg verpflichtet. Seine Behörde hat die Veranstaltung trotz aller Mängel genehmigt. Er hatte eine moralische Verantwortung. Der ist er nicht gerecht geworden.

Die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ hat die erste Hürde für die Abwahl genommen, die zweite ist ungleich höher. Denn dann müssen sich mehr als 92 000 Bürger für die Abwahl aussprechen. Ob dies mit der zweiten Welle der Kampagne gelingt, muss abgewartet werden.

Sauerland selbst wird wohl nicht freiwillig gehen. Das hat auch seinen Grund in der Pensionsregelung: Tritt er zurück, hat er keinen Anspruch auf Altersversorgung aus seiner OB-Zeit. Sehr wohl aber, wenn er abgewählt wird.

Wie auch immer dieser unerfreuliche Geschichte ausgehen mag, die Bürgerinitiative hat eines deutlich bewiesen: Duisburg lässt sich nicht unterkriegen. Dieser Selbstbehauptungswille ist das Kontrastprogramm zu einem Oberbürgermeister, der sich in seiner eigenen Stadt nicht mehr sehen lassen kann und in der Amtsstube verschanzen muss. Sie verlangen nichts Unmögliches. Sondern Gerechtigkeit.