1900 Lotsen und ein leerer Himmel

Ab Mittwoch droht Deutschland ein wirkungsvoller Streik

Wenn heute nicht noch ein kleines Wunder geschieht, steht Deutschland vor dem ersten großen Fluglotsenstreik der Nachkriegsgeschichte. Bereits am Mittwoch kann es losgehen.

Besonders bitter für Familien: In vielen Bundesländern — auch in NRW ist in knapp zwei Wochen letzter Schultag — fiele der Ausstand in die Herbstferien. Harte Bänke am Flughafen statt Sonnenliegen im Süden drohen.

In kaum einer Branche kann eine mikroskopisch kleine Gruppe mit einem Streik so viel ausrichten. Nur 1900 Fluglotsen könnten den deutschen Luftverkehr fast völlig lahmlegen. Neben Urlaubern und Geschäftsreisenden wären die Luftfahrtgesellschaften stark betroffen.

Verständlich, dass vor allem die Lufthansa auf Rücksichtnahme der Lotsen hofft, zumal sie mit dem Konflikt zwischen Gewerkschaft und Deutscher Flugsicherung nichts zu tun hat und deshalb auch dessen Ausgang nicht beeinflussen kann.

Immerhin scheinen sich die Lotsen ihrer Verantwortung bewusst zu sein, indem sie Signale aussenden, dass es nicht zu 24-Stunden-Ausständen wie in Griechenland kommen würde. Das ist ein schwacher Trost.

Für die Streikenden wäre es sowieso schwer, Sympathien oder zumindest Verständnis zu gewinnen. Wer bis zu 130 000 Euro im Jahr plus Zulagen verdient, regelmäßig Regenerationskurse besuchen darf und mit 55 Jahren in einen finanziell auskömmlichen Vorruhestand geschickt wird, löst eher Neidreflexe aus.

Andererseits muss man den Lotsen zugestehen, dass ihre Tätigkeit mit einer riesigen Verantwortung verbunden ist. Ein Flüchtigkeitsfehler kann im Extremfall zu einer gewaltigen Katastrophe führen. Fitness ist da wichtig. Und ein sehr gutes Gehalt wird ihnen niemand verwehren. Was auch für die aktuellen Verhandlungen gilt, bei denen dem Vernehmen nach die Arbeitgeber sogar fünf Prozent Steigerung angeboten haben.

Der Knackpunkt der Gespräche klingt schwieriger. Die Lotsen fordern, künftig bei der Besetzung von Führungspositionen mitbestimmen zu dürfen. Ihr Ziel: Statt Experten von außen soll jemand aus ihren Reihen genommen werden. Klar, dass da aus Sicht der Arbeitgeber die Mitbestimmung zu weit getrieben wird. Das wäre auch ein fatales Signal für alle Wirtschaftszweige.

Gespräche über Gott und die Welt führen
Zwei Sozialarbeiterinnen der Diakonie laden Frauen aus Neviges und Umgebung rund viermal im Jahr zur gemütlichen Teestube Gespräche über Gott und die Welt führen