Doppeltes Zeichen für Frieden und Freiheit
Der Friedensnobelpreis für drei Frauen aus Afrika und Arabien
Eine schöne Überraschung ist der Jury für den Friedensnobelpreis diesmal gelungen. Im vorigen Jahr war die Auszeichnung für den immer noch inhaftierten chinesischen Menschenrechtler Liu Xiaobo eine moralische Pflicht; der Preis für US-Präsident Obama im Jahr 2009 wurde getragen von Hoffnung und nicht von Ergebnissen.
Doch offenbar hat sich nun bis Oslo herumgesprochen, dass die Menschen vor Ort oft mehr bewegen. Die wichtigste Auszeichnung der internationalen Politik geht an drei ungemein mutige Frauen, die im Jemen und in Liberia einen gewaltlosen Kampf für Frauenrechte, Frieden und Demokratie führen.
Es lag in der Luft, dass das Preis-Komitee die Bewegungen des arabischen Frühlings nicht ignorieren würde. Aus einer Vielzahl von Kandidaten hat die Jury (vier Frauen und ein Vorsitzender) eine kluge Auswahl getroffen: Statt einen bereits erfolgreichen Einsatz zu prämieren, geht der Preis an die jemenitische Journalistin Tawakkul Karman. Sie kampiert seit März in Sanaa und kann keineswegs sicher sein, wie ihr Engagement gegen die Diktatur in dem streng islamischen Land ausgeht.
Die Liberianerinnen Ellen Johnson-Sirleaf, erste Präsidentin eines afrikanischen Landes, und die Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee werden für ihr persönliches Engagement, für ihre Courage beim Wiederaufbau und der Versöhnung eines zerstörten und traumatisierten Landes ausgezeichnet. Sie stehen aber auch als Beispiel und Leitbild für Millionen Frauen in dem gepeinigten Kontinent.
Dieser Friedensnobelpreis setzt ein zweifaches Zeichen. Er ermutigt all diejenigen, die den langen, oft aussichtslos scheinenden Kampf für Frieden und Freiheit aufnehmen. Und er piekst islamische Staaten mit dem Fingerzeig, dass dieser Weg ohne den Mut und die Kraft von Frauen nicht erfolgreich sein kann. Bezeichnend, dass die staatlichen Medien im Jemen den Preis für Tawakkul Karman ignorierten.
Zugleich ist der Preis eine Mahnung. Zahlreiche europäische Regierungschefs inklusive Angela Merkel haben die Entscheidung aus Oslo am Freitag freudig begrüßt. Nun müssen sie sich fragen, wie sie diese drei Frauen und die Ideen, für die sie stehen, von Morgen an mit mehr als wohlfeilem Beifall unterstützen.