Euro-Rettung: Am Stammtisch gibt es keine Lösungen

Griechenland darf trotz seiner Fehler nicht entmündigt werden.

Es geht drunter und drüber in der Europäischen Union. Ein Mitglied ist längst pleite, weitere Nationen stehen bedenklich nahe am Abgrund. Und das Treffen der Staats- und Regierungschefs am Montag in Brüssel war eher dazu angetan, allen einen Schubs zu geben. Dass ausgerechnet aus Berlin der abstruseste Vorschlag in der Kakophonie aller Lösungsvorschläge kam, macht die ganze Situation noch schlimmer als sie ohnehin ist. Schließlich ist Deutschland wirtschaftlich das Rückgrat der Euro-Zone und immer dann gefragt, wenn es gilt, noch ein wenig mehr Geld in die Kassen notleidender Staaten zu pumpen.

Genau aus diesem Grund dürften Unionspolitiker auf die Idee gekommen sein, weitere Finanzhilfen für Griechenland an die Bedingung zu knüpfen, dass die EU in Athen die Federführung in der Haushaltspolitik übernimmt. Mit anderen Worten: Wenn die Griechen Geld haben wollen, dürfen sie nicht mehr Herr im eigenen Haus sein.

Wer weiß, dass Deutschland jeden vierten Euro zur Rettung der Pleitestaaten und damit der Einheitswährung beitragen muss, wenn es wirklich hart auf hart kommt, der mag Verständnis dafür aufbringen, dass Politiker sich auf der Suche nach Lösungen am Stammtisch bedienen. Schließlich stehen hinter Deutschland Millionen von Steuerzahlern, die auslöffeln, was Hasardeure an den Finanzmärkten, Steuerhinterzieher und offenbar überforderte, womöglich unfähige Politiker ihnen beispielsweise in Griechenland eingebrockt haben. Und da im nächsten Jahr in Deutschland im Bund sowie unter anderem in Bayern gewählt wird, kann es nützlich sein, dem Volk aufs Maul zu schauen.

Aber so kurz denken die meisten Deutschen gar nicht. Sie warten vielmehr mit zunehmender Ungeduld darauf, dass Europa endlich einen gemeinsamen Weg aus der Krise findet. Sie erwarten, dass Europa jene zur Kasse bittet, die mit einer Kasino-Mentalität dazu beigetragen haben, dass die EU heute mit dem Rücken zur Wand steht. Eine gemeinsame, einheitliche Steuer auf Finanzmarkttransaktionen wäre ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Mit Plänen für die Entmündigung ganzer Staaten hingegen legt die EU die Lunte an ein Pulverfass, mit dem sie sich selbst sprengt.