Meinung Kampagne-Fähigkeit siegt über Kompetenz
Wenn er das schon höre, dass es auf die Persönlichkeit ankomme, höhnte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gestern Morgen in Sindelfingen am Rande der Verleihung des Deutschen Lokaljournalistenpreises: alles Quatsch.
Selbst in Baden-Württemberg liege die innerstädtische Stichwahl-Beteiligung trotz tollster Persönlichkeiten teils bei 20 Prozent.
Doch genau mit dieser Ausrede, dass es mehr auf die Persönlichkeit als auf die Partei ankomme, hat NRW-CDU-Chef Armin Laschet schon auf dem Landesparteitag im Sommer angekündigt, dass man in der Parteizentrale in Düsseldorf lieber nicht für die Ergebnisse verantwortlich sein möchte, die sich lange vor dem Sommer abzeichneten. Ein verständlicher Versuch aus Sicht des angeschlagenen Parteichefs. Einholen wird er ihn im Vorfeld der Landtagswahl 2017 dennoch.
Das wird Peter Jung (CDU), den am Sonntagabend abgewählten Oberbürgermeister von Wuppertal, kaum trösten. Vielleicht hätte die Mehrheit der Wuppertaler ihn sogar gerne behalten, wer weiß das schon. Denn die überwältigende Mehrheit der Wuppertaler ist wieder einmal nicht zur Wahl gegangen. Jungs Kompetenz als OB, als geschätzter Gesprächspartner auf nahezu allen politischen Ebenen, wurde von niemandem bezweifelt.
Dass aber Kompetenz allein keine Wahlen gewinnt, war vor dem gestrigen Abend bekannt. Am Sonntag machte sich in vielen Städten für die SPD bezahlt, was sie der CDU zumindest in NRW schon immer voraushatte: Ihre Kampagne-Fähigkeit hat ihr Siege eingefahren, die vor allem darauf beruhen, dass die CDU als Partei nicht wirklich gekämpft hat.
Noch deutlicher als in Wuppertal war dies in Krefeld spürbar. Während die SPD Morgenluft witterte und kämpfte, erweckten Teile der CDU den Eindruck, als sei es ihr ganz recht, wenn sie ihren Kandidaten Peter Vermeulen möglichst bald in der politischen Versenkung verschwinden lassen könnte. Sie hatte keine Lust zu erklären, warum die Krefelder ihn hätten wählen sollen. Der neue Krefelder OB Frank Meyer (SPD) dürfte gestaunt haben, wie leichtes Spiel er hatte.
Eine letzte Demütigung für dieses Jahr steht der NRW-CDU bevor, wenn sie am 18. Oktober mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Oberbürgermeister-Wahl in Köln vergeigt. Der SPD im Land geht es so gut wie lange nicht. Auch wenn man sich inhaltlich fragen mag: warum eigentlich?