Meinung Aus Problemen können Chancen entstehen
Städte und Kommunen sind die kleinsten Einheiten der Republik und dabei doch die größten Leistungslieferanten, wenn es um die Aufnahme und konkrete Integration von Flüchtlingen geht. Vor Ort eben, dort, wo Flüchtlinge leben, wo Kinder in Kitas oder Schulen gehen, oder Erwachsene sich über Sprach- und Integrationskurse bilden und Jobs suchen.
Und wo alle gesundheitlich versorgt werden.
Vieles davon ist (noch) Zukunftsmusik. Wie sehr die Städte schon heute auf die noch ungebrochene Hilfsbereitschaft ihrer Bürger angewiesen sind, wird zunehmend deutlich. Ohne ehrenamtliche Helfer und die positive Grundhaltung der Bürger wäre die Situation noch prekärer.
Deshalb ist es notwendig, alles dafür zu tun, diese positive Stimmung zu erhalten. Dazu gehört auch, wie der Deutsche Städtetag gestern in Düsseldorf deutlich machte, künftig auf dem sozialen Wohnungsmarkt nicht Menschen in Konkurrenz zu bringen, die in Not sind: Flüchtlinge mit Bleiberecht und sozial schwache Familien. Aber so weit sind wir ja noch nicht. Noch steckt Deutschland in einer „Sphäre der Atemlosigkeit“, wie Ulrich Maly, Oberbürgermeister von Nürnberg, es am Dienstag zurecht genannt hat.
Wo Städte und Gemeinden mehr auf Probleme aufmerksam machen, als Chancen zu suchen, geschweige denn zu erkennen. Weil sie ohne entsprechende Infrastruktur ständig improvisieren und in finanzielle Vorleistung treten müssen. Weil sie Löcher stopfen, die woanders gerissen werden. Einer so reichen Nation wie Deutschland muss es gelingen, kreativer zu verteilen und einstmals klar verteilte Aufgaben zwischen Bund, Ländern und Kommunen als eine einzige große Aufgabe zu verstehen. Von deren Lösung auch die Städte profitieren.
Maly nennt das die „Sphäre der nachhaltigen Herausforderungen“. Deutschland braucht Zuwanderung, das Land vergrößert seinen Reichtum, wenn es gelingt, Flüchtlinge zu integrieren, Fachkräfte zu gewinnen, fremde Kenntnisse zu nutzen. Das alles über den humanitären Grundgedanken hinaus. Wäre es naiv daran zu glauben, dass Städte, die sich jetzt in Not fühlen, schon bald mit attraktiven Angeboten um qualifizierte Flüchtlinge werben? Oder gar in einen Qualifizierungswettbewerb treten? Wer schnell integriert, der profitiert am Ende. Das ist eine grundsätzlich andere Sicht auf die Dinge. Aber sie nimmt etwas von der Atemlosigkeit.