Meinung SEK-Skandal: Grenzen der Loyalität
Die Art, wie das aufgelöste Kölner Spezialeinsatzkommando (SEK) Abschied gefeiert hat, scheint zu bestätigen, wie berechtigt es war, eben diese Einheit auseinanderzureißen. Dabei mag auch exzessives Feiern noch okay sein — wirklich übel waren die bizarren Aufnahmerituale des Kommandos, die zu seiner Auflösung und hernach zu der Frust-Fete führten.
Neue Kollegen wurden in einer Weise gedemütigt, wie man es in einer zivilisierten Gesellschaft kaum für möglich hält.
Freilich lässt sich für solche Rituale auch Ursachenforschung treiben. Mitglieder eines SEK müssen auf die unbedingte Loyalität ihres Nebenmannes zählen können. Sie bilden eine Schicksalsgemeinschaft. Ihre alltägliche Aufgabe ist es, in lebensgefährlichen Situationen einzugreifen. Dabei müssen sie sich völlig auf den Kollegen verlassen — dieser darf sie niemals im Stich lassen. Dass man auf die Idee kommt, diese Loyalität bei neuen Kollegen zu testen, liegt da nah. Doch die Ausmaße, die dies bei dem Kölner Kommando angenommen hat, sind doch erschreckend.
Niemand erwartet von SEK-Leuten, dass sie dem Bild des Schutzmannes oder des „Freundes und Helfers“ entsprechen. Doch auch die Elite-Beamten, die in bedrohlichen Situationen ihren Kopf hinhalten, sollten im weitesten Sinne „die Guten“ sein, kämpfen sie doch gegen „das Böse“. SEK-Leute müssen mutig und auch aggressiv sein. Doch die Loyalität, die sie von ihren Kollegen verlangen, muss ihre Grenze da haben, wo Menschenrechte verletzt werden. Hier muss der Dienstherr genau hinsehen und handeln — durch Kontrollen und personelle Fluktuation in den einzelnen Gruppen, um einer verhängnisvollen Verselbstständigung entgegenzuwirken.