Bundesliga Meinung: Videobeweis im Fußball? Weg damit!

Ja, es stimmt: Der Videoassistent, den wir umgangssprachlich in Windeseile zum Videobeweis erhoben haben, verringert die Zahl der Fehlentscheidungen. Insofern macht er den Fußball gerechter. Das gilt auch für die Ereignisse am Montagabend in Mainz.

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Die Überprüfung der Szene anhand der Videoaufnahmen zeigt, dass der Schiedsrichter sich geirrt hat. Es war ein Handelfmeter. Selbst das groteske Hin und Her, die Spieler für den fälligen Strafstoß nach dem bereits ertönten Halbzeitpfiff aus den Kabinen wieder auf den Platz zu holen, entspricht den Regeln.

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Trotzdem: Weg mit dem Videobeweis! Er verändert das Spiel in einer Weise, die dem Fußball mehr schadet, als dies ein Schiedsrichter mit seinen Fehlentscheidungen jemals könnte. Der Fußball lebt davon, dass das Geschehen auf dem Platz für alle auf Anhieb nachvollziehbar ist. Wer das minutenlange Warten nach dem Eingreifen des Videoassistenten im Stadion erlebt hat, der weiß, wie sehr solche Unterbrechungen den Charakter des Spiels zerstören. Fußball war noch nie gerecht. Und er wird es mit dem Videobeweis auch nicht werden. Die Testphase hat gezeigt, dass der Schaden den Nutzen weit übertrifft.

Wie verunsichert die Videoassistenten agieren, zeigt der Saisonverlauf. In der Hinrunde wurde sehr oft eingegriffen, in der Rückrunde deutlich seltener. Maßstab sollte immer eine klare Fehlentscheidung des Unparteiischen sein. Aber genau hier liegt das Problem: War die Hand im Spiel? Stand der Torschütze im Abseits? War es ein Foul? Selbst mit modernster Technik, Dutzenden Kameras und extremer Zeitlupe bleibt der Fußball ein Spiel, in dem es immer 50:50-Entscheidungen geben wird. Der Schiedsrichter muss sich sofort festlegen, muss eine Tatsachenentscheidung treffen. Und das ist gut so. Das Risiko, falsch zu liegen, gehört zum Wesen des Spiels. Zu suggerieren, mit Hilfe des Videobeweises ließen sich die Zonen der Fehlbarkeit verbannen, ist blanker Unfug.