Merkel könnte eine Schlüsselrolle zufallen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bringt es auf den Punkt: Ohne eine Verständigung der USA und Russland wird es niemals einen Weg zum Frieden in Syrien geben. Die Frage ist allerdings, wie eine neue Entspannung gelingen soll, wenn im Weißen Haus ein Mann regiert, der nach dem Aufstehen rasch per Smartphone brandgefährliche Provokationen absetzt.

Hagen Strauss.

Und wenn auf der anderen Seite jemand im Kreml sitzt, der Russland um jeden Preis wieder stark machen will und das mit Eskalationsstrategien, die ihn vor allem innenpolitisch absichern sollen. Bei dieser auch machogeleiteten Ausgangslage ist es kaum vorstellbar, dass die beiden Großmächte von sich aus in einen ohnehin komplizierten Prozess einer neuen Annäherung eintreten werden, der wiederum Klugheit, Besonnenheit und insbesondere guten Willen erfordert. Schon gar nicht nach dem von den USA angeführten Raketenangriff auf Syrien als Vergeltung für den angeblichen Giftgaseinsatz der Truppen des syrischen Diktators. Also sind andere gefordert, die Fäden endlich neu zu knüpfen.

Im Moment gibt es da wohl nur eine Akteurin auf internationaler Bühne, der zuzutrauen ist, behutsam einen neuen Dialog zwischen Ost und West in der Syrienfrage und darüber hinaus zu initiieren. Kanzlerin Angela Merkel ist die dienstälteste und erfahrenste Regierungschefin. Sie ist frei von jeglicher Lust am Muskelspiel. Potentes Gehabe, wie sie Trump und Putin als Stilmittel ihrer Politik benutzen, beeindrucken Merkel nicht. Ihr tritt man in Washington und Moskau noch weitgehend mit Respekt gegenüber. Außerdem hat sie in der Krise um die Ukraine dem Friedensprozess dort entscheidende Impulse gegeben, auch wenn das Minsker Abkommen alles andere als umgesetzt worden ist.

Der Kanzlerin ist zuzutrauen, dass sie wieder das in den Blick rückt, was die beiden großen Akteure völlig aus den Augen verloren haben — oder was sie nicht mehr interessiert: Das unsägliche Leid der Menschen und das tägliche Sterben zu beenden. Denn so kann es nicht weitergehen in Syrien. Zumal der Konflikt die gesamte Welt immer näher an den Abgrund manövriert. Auch das gilt es zu stoppen, bevor es zu spät ist.