Meinung Ein klares Verbot bewahrt vor endlosen Debatten

In der Debatte um das Kopftuchverbot für kleine Mädchen hilft vielleicht der Standpunkt liberaler Muslime weiter, denn sie sind frei jeden Verdachts eines prinzipiellen Antiislamismus. Und sie unterstützen die Gesetzesinitiative der nordrhein-westfälischen FDP, die zuvor schon die österreichische Regierung ähnlich formuliert hatte, und die auch die Union befürwortet: kein Kopftuch an Kitas und Grundschulen.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Außer vielleicht im Kinderkarneval. Die Umsetzung wäre allerdings Ländersache.

Ja, das ist ein Eingriff in die elterliche Erziehungsfreiheit. Aber auch Beispiel dafür, dass das Recht des einen seine Grenze beim Recht des anderen findet. Ein Verbot ist im Interesse der freien Entwicklung der Mädchen und schützt sie vor ihren Eltern, die ihr Erziehungsrecht an dieser Stelle klar missbrauchen. Denn die meisten Mädchen werden sich kaum freiwillig für diese religiösen Symbole entschieden haben, so wenig, wie sie freiwillig auf Schwimmunterricht verzichten, bloß weil auch Jungs im Wasser sind.

Nur ein klares Verbot bewahrt die Kitas und Schulen zudem vor endlosen Debatten und unnötigen Konflikten um die Religion, die in dieser Altersklasse wahrlich noch keine Rolle spielen sollten. Denn das Kopftuch für so kleine Mädchen ist ganz klar eine Demonstration des politischen Islam und ein Ausdruck der Abgrenzung vom Rest der Gesellschaft. Also auch ein Integrationshindernis. Zudem sexualisiert es die Mädchen, behandelt sie wie Frauen, die angeblich vor Zugriffen der Männer geschützt werden müssen. Es sexualisiert somit auch die Jungen. Religiös begründen lässt sich das alles kaum, allenfalls mit einer gehörigen Portion Fanatismus.

Sofern der politische Islam mit dem Kopftuch einen Kulturkampf beginnen will, sollte man ihn annehmen — und klar zurückweisen. Ohne freilich gleich selbst in einen solchen Kulturkampf zu verfallen. Hass gehört nicht in die Argumentationskette. Wohl aber ein klares Verfassungsverständnis. Der Staat hat das Recht und die Pflicht, die freie Entwicklung der Kinder zu fördern. Und sie in seinem Einflussbereich vor fanatischen Eltern zu schützen. Das gleiche würde gelten, wenn fundamentalistische Christen-Eltern ihren Nachwuchs mit religiösen Symbolen ausstaffiert in die Schule schicken wollten. Diese Art von Religionsverständnis, die auf Intoleranz herausläuft, sollte in einer aufgeklärten Gesellschaft zurückgedrängt werden, wo es nur geht. Was die Mädchen ab 14 machen, wenn für jeden die Religionsmündigkeit gilt, ist dann ihre Sache.