Pegida - Wer „ernst nehmen“ sagt, muss es auch tun
Politik darf ängstliche Bürger nicht der Pegida überlassen
Der Vize-Vorsitzende der angeblichen „Alternative für Deutschland“, der frühere CDU-Politiker Alexander Gauland, hat befremdliche Vorstellungen davon, was eine „friedliche, gewaltfreie und anständige“ Demonstration ist.
Wenn sich 17 500 Menschen in der Dresdner Dunkelheit hinter einem offenkundigen Gewohnheitskriminellen zusammenrotten, um ausländerfeindliche Parolen zu brüllen, volksverhetzende Reden zu schwingen und pauschal alles zu beschimpfen, was ihnen nicht in den rechtsgewirkten Kram passt, dann hat das nicht viel mit Friedlichkeit und Gewaltfreiheit, aber vor allem nichts mit Anstand zu tun. Dazu auch noch Weihnachtslieder zu grölen, ist eher ein Meilenstein der Geschmacklosigkeit. Vieles, was da in der Mitte und im Umfeld der immer schrilleren Pegida-Demonstrationen zu hören und zu sehen ist, belegt einmal mehr die These Sigmund Freuds, dass Schamlosigkeit auf direktem Weg in den Schwachsinn führt.
Wie der massive Zulauf der Gegendemonstrationen zeigt, empfinden (zumindest im Westen) immer mehr Menschen die Pegida-Kundgebungen als Schande. Für den bürgerlichen Teil der Pegida-Demonstranten, der mit Rassisten und Rechtsextremisten eigentlich nichts am Hut hat, wird es jetzt Zeit, sich aus diesem Sammelbecken schleunigst zu verabschieden — und stattdessen von der Politik einzufordern, was sie seit dem Anwachsen der Pegida-Demonstrationen verspricht, nämlich dass sie die Sorgen und Ängste der Menschen „ernst nehmen“ will.
Was heißt das eigentlich, Sorgen und Ängste „ernst nehmen“? Doch wohl nicht, dass es bei dem Bekenntnis bleibt. Politisch glaubwürdig wäre: Erklären, warum dem Land selbstverständlich keine Islamisierung droht — und gleichzeitig radikalen Islamisten und der Gefahr, die von ihnen ausgeht, konsequent entgegentreten. Und wer in großer Zahl Flüchtlinge in Deutschland willkommen heißt, muss sich auch vernünftig um sie kümmern — statt seine Verantwortung auf überforderte Kommunen abzuwälzen.
Die realen Probleme „ernst nehmen“ darf keine politische Sprechblase bleiben, sondern muss in konkreter, belegbarer und erlebbarer Politik münden.