Die Sicherheit geht vor
Die Bahn will mehr Videokameras installieren
Der Plan der Bahn, bei der Videoüberwachung von Bahnhöfen aufzurüsten, entspricht einem weit verbreiteten Verlangen nach Sicherheit. Dieses Bedürfnis wächst umso mehr, je beunruhigender die Schlagzeilen sind. So, wie im Moment: am Flughafen in Frankfurt gibt es erhebliche Sicherheitsmängel, in Berlin wird das berühmte KaDeWe am helllichten Tage und mitten im Weihnachtstrubel überfallen. Um nur zwei Beispiele der letzten Tage zu nennen. Die schlechten Nachrichten kommen wieder geballt. Zumindest gefühlt.
Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Auch nicht durch mehr Videoüberwachung. Wer verrückt genug ist, im Wahn eine Bombe in einer überfüllten Bahnhofshalle zünden oder in einem Kaufhaus Amok laufen zu wollen, wird sich nicht von Kameras aufhalten lassen. Bei anderen Gewalttaten, bei denen Menschen die Sicherungen durchknallen, ist es ähnlich. Obwohl die abschreckende Wirkung umstritten ist, ist es trotzdem richtig, was die Bahn vorhat - die Bürger wollen nicht nur präventiven Schutz, sondern auch den Staat nach Straftaten als handlungsfähig erleben.
Das gehört zum berechtigten Sicherheitsbedürfnis der Menschen dazu. Zumal die Behörden inzwischen oft die Segel streichen müssen bei der Verfolgung von Kriminellen. Durch Videoüberwachung können Täter leichter gefasst werden.
Wobei insbesondere für die Bahn auch gelten muss: Videoüberwachung kann nicht das Personal an den Bahnhöfen ersetzen. Wer mehr Schutz für Passagiere will, muss zugleich personell nachlegen. Und wenn das Unternehmen nur bei 240 der knapp 5400 Bahnhöfe kameratechnisch aufrüsten will, zeigt dies, wo die Bahn ihre Schwerpunkte legt — wie so oft nicht in der Provinz. Die Bahnhöfe dort behandelt der Konzern sowieso wie ungeliebte Stiefkinder.
Datenschützer werden nun vor allem deshalb hellhörig werden, weil das Unternehmen die Aufnahmen bis zu drei Tage speichern will. Ja, was sonst? Bilder, die nicht gespeichert werden, sind unnütz. Deswegen gilt: Wägt man zwischen Einschränkung der Freiheitsrechte von Reisenden und dem Nutzen für die Sicherheit ab, kann man nur für eine klar geregelte Videoüberwachung sein.