Polizeieinsätze beim Fußball: Der Erfolg ist da, das Eis bleibt dünn

Weniger Polizeipräsenz im NRW-Profifußball

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Foto: Judith Michaelis

Am Samstag spielt Schalke gegen Dortmund in der Fußball-Bundesliga. Es ist ein sogenanntes Hochsicherheitsspiel, das von „weit über 1000 Polizisten der NRW-Polizei“ begleitet wird. Innenminister Ralf Jäger hat womöglich deshalb just einen Tag zuvor seine Bilanz vorgestellt, die sein noch nicht beendetes Pilotprojekt zum Erfolg erklärt.

Man weiß ja nie, was in Gelsenkirchen passieren mag. Und selbst wenn das Revierderby nicht Bestandteil der Teststrecke des Ministers ist: Ausschreitungen in höherem Maße hätten das Gesamtbild eines danach veröffentlichten Ergebnisses beschädigt.

So aber steht erst einmal die Erkenntnis: Weniger Polizei kann auch mehr sein. Der Weg, bei Spielen im Profifußball mit geringem Konfliktpotenzial weniger Polizei einzusetzen, hat sich tatsächlich bewährt. Erst einmal. Denn allein die Tatsache, dass die Einsatzzahl bei zwei Spielen des Projektes in aller Kurzfristigkeit nachjustiert werden musste, zeigt, auf welch dünnem Eis sich der Innenminister bewegt. Und wie sehr ein Rad ins andere greifen muss, wenn Gefahr in Verzug ist.

Das immerhin ist die Stärke dieses differenzierten Projekts: Dass — wie Jäger sie nennt — die „Netzwerkpartner“ aktiv mitgearbeitet haben. Die Fußballvereine, die zum Teil zusätzliche Ordner engagiert haben, die Deutsche Bahn als Initiator von Entlastung — und jene Fußballfans und deren Vertreter, die an intelligenten Lösungen interessiert sind. Aus der schon seit Jahren geäußerten Motivation heraus, mit weniger „provozierender“ Polizeipräsenz die Selbstregulierung der Fans besser fördern zu können. Vor allem sie standen auf dem Prüfstand. Und sie stehen dort.

Ernst nehmen sollte Jäger jene Stimmen aus der Polizei, die von einer geschönten Bilanz sprechen. Sie kritisieren, dass Hochsicherheitsspiele in der Bewertung ausgenommen sind. Offenbar in der Sorge, in den Stadien bald nicht mehr zu schulternde Arbeitsbedingungen vorzufinden. So bleibt es Aufgabe, die Einsätze differenziert auszuloten. Und nicht vorschnell nach Zahlen zu gieren, die aus einer Maßnahme ein Vorzeigeprojekt machen.