Meinung Putin ist ein Mann der Show
Putin will nicht mit den Säbeln rasseln — und tut es doch. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Er ist kein Mann der leisen Töne. Kein Freund zurückhaltender Worte. Eine Eskalation mit der Türkei, die zum Nato-Bündnisfall führen würde, wird er aber nicht riskieren.
Der russische Präsident droht der Türkei, sie würde nicht mit Wirtschaftssanktionen davonkommen. Gleichzeitig sagt er aber, angesichts des Syrien-Konflikts müssten alle Differenzen beiseitegelegt werden, um gemeinsam mit einem Völkerrechtsmandat gegen den IS vorzugehen. Damit haben sich die Drohungen sofort erledigt.
Mit den Beleidigungen gegen Erdogan und seine Minister, Allah habe sie um den Verstand gebracht, hat Putin bewusst noch kurz die Linie der Diplomatie übertreten, um mit etwas Derberem sein Gesicht zu wahren. Mehr ist für ihn nicht drin.
Was sollte er auch machen? Neben den schon beschlossenen Wirtschaftssanktionen bleibt kaum Spielraum. Und die haben auch Folgen für Russland. Immerhin fünf Prozent des Exports von dort geht in die Türkei. Genauso ist Russland eines der wichtigsten Exportziele der türkischen Wirtschaft. Beide Länder sind eng verbunden.
Die russische Wirtschaft schwächelt ohnehin schon länger. Das liegt vor allem an dem niedrigen Öl-Preis. Die europäischen Sanktionen nach der Krim-Annexion tun ihr Übriges.
Putin weiß, dass die Probleme nicht hinter den Grenzen liegen. Deswegen hatte seine Rede auch einen innenpolitischen Fokus. Die starken Worte gegen Erdogan waren eher die Showeinlage dazu. Das zeigt auch das Treffen der Außenminister Russlands und der Türkei am Donnerstag in Belgrad.