Meinung Ein Maßstab für das Gelingen der Integration

Zahlen sind eigentlich unbestechlich. Gleichwohl kann jeder aus ihnen heraus lesen, was er für richtig hält. Das gilt auch für die Arbeitslosenstatistik. Den offiziellen Daten zufolge sind derzeit so wenige Menschen ohne Job wie seit fast einem viertel Jahrhundert nicht mehr.

Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn viele Betroffene werden gar nicht mitgezählt. Wer älter als 58 ist und Hartz IV bezieht, findet in der Arbeitslosenquote genauso wenig Berücksichtigung wie ein Arbeitssuchender in Weiterbildung. Vor diesem Hintergrund sollte man schon hellhörig werden, wenn die Bundesregierung nun eine gesonderte Erfassung von Asylbewerbern in der Arbeitslosenstatistik plant. Das könnte sich als Trick entpuppen, um die Probleme kleiner zu rechnen, als sie in Wahrheit sind. Die Regierung bestreitet das. Dafür sollte sie beim Wort genommen werden.

Ältere Arbeitslose zum Beispiel sind längst als eigene Gruppe in der Statistik registriert. Schwerbehinderte ebenfalls. Warum also nicht auch Flüchtlinge? Die spannende Frage ist, was daraus politisch gemacht wird. Würde die Regierung zum Beispiel suggerieren, dass sich der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit wegen der vielen Neuankömmlinge schwierig gestaltet, dann wäre das in der Tat dreist und schäbig. Schließlich gibt es hier schon länger politische Defizite. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt seit Jahren nahezu unverändert bei rund einer Million.

Würde die Regierung die gesondert betrachteten Flüchtlinge aber als Ansporn für eine rasche Integration in den Arbeitsmarkt nehmen, dann hätte die Präzisierung der Statistik zweifellos ihr Gutes.

Die Herausforderungen auf dem Gebiet der Integration in den Arbeitsmarkt sind freilich nicht erst seit gestern bekannt. So sollten Arbeitsvermittler viel stärker schon während der laufenden Asylverfahren aktiv werden, um berufliche Eignungen herauszufiltern. Dann tauchen viele Asylbewerber gar nicht erst in der Arbeitslosenstatistik auf. Zugleich gilt es, die Qualifizierungs- und Ausbildungsabschlüsse der Neuankömmlinge ohne größeren Papierkrieg anzuerkennen. Und wer noch nicht in Ausbildung war, der muss zügig entsprechende Angebote bekommen.

Die gesondert erfassten Zahlen der arbeitslosen Flüchtlinge werden so zum Gradmesser für den Erfolg der Regierung bei der Integration — oder eben für ihren Misserfolg.