Meinung Russlands Sportler unter neutraler Flagge - Eine gute Entscheidung
Eine russische Flagge wird in wenigen Wochen im olympischen Pyeongchang nicht wehen. Auch die Hymne der russischen Föderation wird bei diesen Olympischen Spielen im Februar nicht erklingen. Und: Russische Sportfunktionäre werden in Südkorea nicht willkommen sein.
Ihr Anführer, der sagenumwobene Sportminister Witali Mutko, wurde gleich noch lebenslang für alle künftigen Spiele ausgeschlossen: Man muss nach den Maßstäben des so oft zuvor wachsweichen und auch politisch beeinflussbaren IOC von einem nahezu revolutionären Spruch sprechen, den IOC-Präsident Thomas Bach am Dienstag getan hat. Denn de facto nimmt Russland an den Olympischen Spielen nicht teil — und verpasst damit jenes internationale Messen von Nationen, von dem sich alle Strahlkraft erhoffen, gleich welcher Motivation halber auch immer.
Unter strengen Auflagen russische Sportler unter neutraler Flagge starten zu lassen, ist dabei wohl nicht viel mehr, als ein Zugeständnis an rechtsstaatliche Prinzipien. Nur wer nachweislich gedopt hat, kann bestraft werden. Eine Kollektivstrafe wäre dem IOC zwar möglich gewesen, ist aber rechtlich umstritten und im Lichte der olympischen Idee, bei der das Individuum Wert genießt, keine Entscheidung, die leicht von der Hand ginge.
Möglich, dass aus dem Schlupfloch für vermeintlich saubere russische Sportler in den nächsten Tagen schnell ein Komplett-Boykott einer stolzen Sport-Nation wird, die das mindestens von 2011 bis 2016 nachgewiesene Staatsdoping bis heute nicht zugeben will. Man hätte mit einem solchen Eingeständnis einen Neubeginn einfordern und Strafen abwenden können. Aber so funktioniert Russland, funktioniert Staatschef Putin nicht — und diese Wagenburgmentalität ist allemal kein überzeugender Startschuss für eine neue Zeitrechnung. Nebenbei bemerkt: In diesem Umfeld von Misstrauen, Bestrafung und bald folgendem Widerspruch findet in einem halben Jahr auch die Fußball-Weltmeisterschaft statt.