Meinung Online-Bestellungen - Die Kehrseite des Booms

Mit ein paar Klicks sind schnell Bücher, Schuhe oder Elektroartikel im Internet bestellt — dazu muss niemand mehr das Haus verlassen, auch die lästige Parkplatzsuche entfällt. Online-Bestellungen boomen, und das nicht nur zu Weihnachten.

Foto: Sergej Lepke

Die Logistik-Unternehmen kommen kaum noch nach mit den Lieferungen. Da wundert es wenig, dass sich auch die Beschwerden über zu langsame oder mangelhafte Zustellungen häufen.

Die Schuldigen sind meist schnell ausgemacht: die Paketboten. Doch damit wird das schwächste Glied der Kette für Mängel verantwortlich gemacht, die meist an anderer Stelle entstehen. Insofern setzt die Bundesnetzagentur mit ihrem Vorschlag, teure Bußgelder gegen Firmen zu verhängen, die mangelhaft arbeiten, an der richtigen Stelle an.

Der Kunde hat ein Recht auf eine einwandfreie Lieferung und darf nicht dafür büßen, dass die Unternehmen zu eng planen und ihren Paketboten Vorgaben machen, die diese kaum einhalten können. Der tägliche Stau in den Innenstädten und mangelnde Parkmöglichkeiten setzt die Zusteller unter zusätzlichen Termindruck. Dazu kommt, dass es viel zu wenig Paketboten für viel zu viele Lieferungen gibt. Die Arbeitsbedingungen sind einfach nicht attraktiv genug.

Angesichts der Dimension der Beschwerden auf einem boomenden Markt können Bußgelder ein Umdenken bewirken. Die Logistiker müssen dazu noch viel mehr als jetzt über intelligente Zustellungen nachdenken. Pakete zu sammeln und in Randzeiten auszuliefern, ist eine Möglichkeit. Die Lieferung an Packstationen zu forcieren, Haustürzustellungen teurer anzubieten, sind weitere.

Aber nicht nur die Unternehmen sind in der Pflicht. Auch die Kunden können ihren Teil zur Lösung beitragen, indem sie nicht jeder Kaufverlockung im Internet erliegen und stattdessen wohnortnah beim lokalen Einzelhandel kaufen. Das belebt zusätzlich die Innenstädte — und entlastet die Umwelt.