Meinung Unfallgefahr: Gegenlenken
Düsseldorf. Wenn die Zahl der Unfälle mit Pedelecs steigt, so könnte man mit einem Schulterzucken antworten. Und dies ganz gut begründen: Wenn immer mehr mit elektrischem Zusatzantrieb ausgestattete Fahrräder verkauft werden, so ist es logisch, wenn sich auch die Zahl der Unfälle erhöht.
Dennoch wäre ein solches Schulterzucken nicht angemessen — angesichts der Gefahr für die Nutzer selbst, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere Radfahrer oder Fußgänger. Diese können ins Unfallgeschehen hineingezogen werden, nur weil da jemand seine Fahrkünste überschätzt — beschwingt durch den in sein Vehikel eingebauten Rückenwind. Dies dürfte insbesondere bei Menschen der Fall sein, die vorher kaum Fahrrad gefahren oder zum Beispiel wegen fortgeschrittenen Alters nicht besonders beweglich sind.
Vor allem für diese, aber auch für diejenigen, die vom Fahrrad aufs Pedelec umsteigen, wäre eine Art Führerschein light eine gute Sache. Jedenfalls wäre es wünschenswert, dass es so viele Trainingskurse gibt, dass jeder Fahrradhändler seinem Kunden eine solche Teilnahme vermitteln könnte. Das dafür aufgewendete Geld wäre gut angelegt für die eigene Sicherheit. Daran sollte niemand sparen — bei einem Kaufpreis von oft weit über 2000 Euro sollte das drin sein. Auch an eine Helmpflicht für das Fahren mit dem Pedelec, das in Wahrheit ja ein Kraftfahrzeug ist, sollte gedacht werden.
Und an eine technische Lösung, wie sie etwa Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, ins Spiel bringt. Er schlägt vor, die Unterstützung, die der Elektromotor liefert, an die Kraft zu koppeln, die der Fahrer selbst aufwendet: Wer langsam tritt, bekommt nur wenig Motorleistung. Das werde dazu führen, dass Senioren mit dem Pedelec nicht mehr schneller fahren können als Fahrradfahrer. Die Vorteile des Pedelecs blieben trotzdem erhalten: Anstiege oder auch Langstrecken wären weiterhin locker zu meistern.