Aufatmen am Rhein - Hochwasser erreicht Höhepunkt
Tagelang hat der Pegelstand des Rheins zugenommen. Nun ist Entspannung in Sicht: Fachleute gehen davon aus, dass der Scheitel der Hochwasser-Welle ungefähr erreicht ist. Auf den überfluteten Flächen ist dann bald Aufräumen angesagt.
Köln. Der Fluss steht auf Uferpromenaden, überschwemmt Landungsstege, schließt Tiere auf Inseln ein und schwappt an einigen Stellen auch nah an Wohngebiete: Nach mehreren Tagen mit steigenden Pegelständen ist das Hochwasser am Rhein auf einem Höhepunkt angekommen. In Köln wurden am Montagnachmittag nach Angaben der Stadtentwässerungsbetriebe 8,78 Meter gemessen.
„Wir können sagen, dass der Wasserstand jetzt stagniert“, sagte eine Sprecherin. Nun gehe man davon aus, dass sich der Rhein langsam wieder zurückziehe. Für Dienstag wurden in Köln fallende Wasserstände prognostiziert - gegen Nachmittag sollen sie zwischen 8,37 und 8,66 Metern liegen. Auch in anderen Städten am Rhein ging man von einer Trendwende aus.
In Düsseldorf sah man dem Scheitelpunkt in der Nacht zu Dienstag entgegen. Erwartet wurden nach Angaben eines Sprechers rund 8,40 Meter. Ein weiteres Nachrüsten im großen Umfang war zunächst nicht mehr nötig. „Die Arbeiten beschränken sich darauf, dass man immer wieder die Deiche kontrolliert und schaut, ob alles in Ordnung ist“, sagte der Sprecher. „Wir warten darauf, dass das Wasser zurückgeht.“
Die Folgen des seit Tagen steigenden Pegelstandes waren allerdings unübersehbar. Viele Menschen schauten sich die Überschwemmungen auch am Montag an, vor allem bei gutem Wetter in Duisburg. In Bad Honnef konnten Züge wegen des Hochwassers den Bahnhof zunächst nicht anfahren. Dort sei eine Unterführung überschwemmt, teilte die Bahn mit. Das Wasser werde abgepumpt.
In Köln rettete die Feuerwehr einen Mann aus dem Hochwasser. Nach eigener Aussage wollte er einen Reifen einsammeln, der im Wasser trieb. Die Feuerwehr in Düsseldorf berichtete, dass man am Sonntag zu einer überschwemmten Tiefgarage ausrücken musste.
Gefährlich wurde das Wasser auch für Tiere auf Rhein-Inseln, die langsam im Fluss versanken. Am Wochenende habe man nach einem Notruf drei Kaninchen vor dem Ertrinken retten müssen, sagte eine Sprecherin von „Tiernotruf.de“ in Düsseldorf. „Von der Insel war schon nichts mehr übrig.“ Man sei mit einem Schlauchboot zur Hilfe gekommen. Darüber hatte „Bild“ berichtet.
Insgesamt kamen die Städte am Rhein allerdings verhältnismäßig glimpflich durch das aktuelle Hochwasser. In Köln, das aufgrund seiner topographischen Lage als eine der hochwassergefährdetsten Großstädte in Europa gilt, gab es keine Überschwemmungen größerer bebauter Gebiete - die Schutzmechanismen in der Altstadt sind auch für noch deutlich mehr Wasser ausgelegt. Mobile Wände sicherten besonders gefährdete Stadtteile. In der Stadt ging man schon langsam in die Planung über, wie die Schutzmauern abgebaut und die überfluteten Flächen gesäubert werden können.
Fachleute erwarten zugleich, dass nach dem tagelangen Rhein-Hochwasser auch das Grundwasser langsam steigen wird - wie weit, war zunächst nicht abzuschätzen. Die Feuerwehr in Köln teilte mit, im Ernstfall vorbereitet zu sein, um bei volllaufenden Kellern zu helfen. Bislang gebe es aber keine Probleme.
Mit der Scheitelwelle des Hochwassers war auch ein Ende der umfangreichen Fahrverbote für die Schifffahrt in Sicht. Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes rechnete damit, dass im Verlauf der Woche schrittweise alle Schifffahrtssperren auf dem Rhein aufgehoben werden können. Allerdings könnte es noch weiterhin Einschränkungen wie das Fahren mit reduzierter Geschwindigkeit geben.
In Köln war in der Nacht zum Sonntag nach dem Überschreiten der kritischen Marke von 8,30 Meter die Schifffahrt eingestellt worden. Das Fahrverbot brachte den ohnehin eingeschränkten Schiffsverkehr zwischen Duisburg und Koblenz praktisch zum Erliegen, weil eine Weiterfahrt für die Kapitäne keinen Sinn mehr ergab.
Auch für südlichere Rhein- und fürMoselanlieger scheint das Schlimmste überstanden. An den Pegeln Maxau, Speyer und Mannheim fielen die Rhein-Pegelstände am Montagmorgen, wie das Hochwassermeldezentrum in Mainz mitteilte. Auch in Koblenz wurde die Scheitelwelle am Montagvormittag erreicht. Vor allem am Wochenende hatte das Hochwasser viele Anwohner auf Trab gehalten. Besonders an der Mittelmosel wurden Straßen überflutet, das braune Wasser drang in etliche Keller und Häuser ein. dpa