Alles andere als ein normales Fußball-Spiel
Die Brisanz der Derbys zwischen BVB und TGH wird von Generation zu Generation übertragen.
Burscheid. Wenn im Sport zwei Mannschaften aus einer Stadt oder Region aufeinandertreffen, bezeichnet man das im Fachjargon gerne als Lokalderby. Und ein solches spannungsgeladenes Derby gibt es nicht nur in der Bundesliga zwischen Schalke und Dortmund, sondern auch in Burscheid.
Buscheid. Wer am Sonntag Nachmittag auf den Griesberg gepilgert war, um das Fußball-Bezirksligaspiel des Tabellenzweiten BV Burscheid I gegen den Spitzenreiter TG Hilgen I zu verfolgen, sah ein Stadtderby, bei dem es zumindest sportlich hin- und herging. Mit dem 2:2-Unentschieden konnten alle Beteiligten gut leben. Schiedlich friedlich eben, trotz der besonderen Tabellenkonstellation und des beiderseitigen Bestrebens, möglichst als Erster in die Winterpause gehen zu können. Derby-Hektik kam nur in der Schlussphase auf, als der BVB noch den Ausgleich markierte und Schiedsrichter Rainer Maack gegen die Hilgener einen Platzverweis erteilte.
Merklich besser besucht als bei herkömmlichen Heimspielen war der Griesberg. Auch das ein Anzeichen dafür, dass Derby-Zeit ist. Für die gute Stimmung waren die BVB-Anhänger zuständig, die sich auf der Gegengeraden mit Nikolausmützen, Fähnchen und nicht zu überhörenden Anfeuerungsrufen gegen den einsetzenden Bodenfrost stemmten, der während der 90 Minuten langsam den Weg durch jede Schuhsohle fand.
Sogar Burscheids ehemaliger Bürgermeister Hans Dieter Kahrl, der als bekennender Dortmund-Fan naturgemäß derbyerprobt ist, schaute sich das Spektakel interessiert an. Eigentlich drücke er ja beiden Teams die Daumen, "aber der jungen Burscheider Mannschaft wäre ein Sieg auch zu gönnen".
Auf die Frage, was ein solches Duell der Ortsrivalen eigentlich ausmacht, kamen alle Befragten zu einer ähnlichen Erkenntnis wie der BVB-Vorsitzende Bernd Hammans: "Ein Derby ist mit einem normalen Meisterschaftsspiel nicht zu vergleichen. Schon in den Jugendmannschaften hat das Lokalderby einen besonderen Stellenwert und das zieht sich bis in die erste Mannschaft. Man verliert halt nicht gegen Hilgen."
Hammans’ Amtskollege Horst Buttkus vom Tabellenführer TG Hilgen hatte schon in der ersten Hälfte geahnt, dass es im Gegensatz zum 3:0-Hinspielerfolg diesmal keinen Sieger geben würde. "Mit einem Unentschieden könnten wir gut leben." Auch für die Hilgener seien diese Partien gegen den BV Burscheid "etwas ganz Besonderes".
Zumal sich beide Mannschaften einige Jahre nicht sportlich messen konnten. Während die TGH-Fußballer zuletzt abstiegen, schafften die BVB-Kicker den Aufstieg und befinden sich nunmehr auch tabellarisch wieder auf Augenhöhe. "Die Derbys werden Wochen vorher schon mit Spannung erwartet. Aber zum Glück ist es mittlerweile eine faire Angelegenheit. Die Spieler kennen sich alle und nach dem Abpfiff gibt man sich die Hand", so Buttkus.
Seit 61 Jahren ist Dieter Wallat Mitglied beim BV Burscheid und hat in dieser Zeit so manches Derby miterlebt. Früher habe man sich noch in der Luisenstraße umgezogen, den Pausentee auf dem Platz getrunken. Das Burscheider Urgestein war jedenfalls froh, wieder mal ein Derby gesehen zu haben. "Der Platzverweis hätte nicht sein müssen, aber mit dem Punkt können doch alle leben", fand der Senior.