Altenberger Dom: Feuerwerk und Donnerwetter
Zur langen Orgelnacht kamen mehr als 600 Zuschauer, um den renovierten „64-Fuß-Donner“ zu bestaunen. Domorganist Andreas Meisner ließ im Spezialkonzert sämtliche Höhen und Tiefen erklingen.
Altenberg. Der "64-Fuß-Donner", das Geschenk der Orgelbaufirma Klais an den Altenberger Dom, war ganz offensichtlich die Hauptattraktion der Geistlichen Mittagsmusik am Sonntag. Den wollten offenbar alle hören, und so reichten die 400 ausgeteilten Programme bei weitem nicht aus. Unter dem Titel "Orgelfeuerwerk" präsentierte Domorganist Andreas Meisner aber nicht nur dieses neue Register, sondern ließ die renovierte Orgel in allen Höhen und Tiefen erklingen.
Auf den versprochenen Donner mussten die Zuhörer nicht lange warten: Nach der einleitenden Toccata d-moll von J.S. Bach wurden sie im "Konzert am See vom Donnerwetter unterbrochen" in die Schweizer Bergwelt entführt in einer Komposition von S.Ch.V. Neumann, einem Schüler Michael Haydns, die Andreas Meisner eigens für dieses Mittagskonzert ausgesucht hatte. Damit auch alle merkten, wann der Donner hereinbrach in die ländliche Idylle einer leichtfüßigen, an Haydn erinnernden Musik, versprach Meisner, im entscheidenden Augenblick die Hände hochzuheben. Übrigens: der letzte "Donner" war der schönste, bevor das Ganze in einem "Happy End" (A.Meisner) ausklang.
Eine ganz andere Welt tat sich auf im Chant de paix (Lied des Friedens) von Jean Langlais (1907-1991): Mild registriert eintauchend in die zeitgenössischen Harmonien, die in einem vollen Dur-Akkord enden. Höhepunkt des Konzertes war das "Ostinato" von Henning Frederichs, dem 2003 verstorbenen evangelischen Kirchenmusiker, von dem auch in Burscheid bereits einmal ein Werk ("Katanabasis", gespielt von der Musicalischen Academie) erklungen ist. In Frederichs Oratorium "Hiob" antwortet Gott dem fragenden Hiob mit einem Orgelgewitter aus Regen, Blitz, Donner und Hagel hintereinander - eine Begegnung mit einem schrecklichen, erschreckenden Gott, dessen Verheißung aber der versöhnliche Regenbogen ist, mit dessen musikalischer Erscheinung das Ostinato endet.
Mit dem Andante cantabile von Charles-Marie Widor und der Toccata b-moll op.53 von Louis Vierne demonstrierte Andreas Meisner, wie hervorragend die erneuerte und ergänzte Klais-Orgel für die Interpretation französischer Orgelmusik geeignet ist - sei es dem besinnlich-gesanglichen Andante Cantabile Widors oder der fulminanten Toccata Viernes. In die Romantik führte das "Cantabile" von J.N. Lemmens zurück, ein Beispiel dafür, wie auch wiegende, ja tänzerische Melodien auf dieser riesigen Orgel mit über 6500 Pfeifen und 82 Registern gespielt werden können.
Rauschender Abschluss, eine wahre "Feuerwerksmusik", schließlich das Final aus der 1. Sonate op.42 von Alexandre Guilmant, bei dem Andreas Meisner zum Schluss im Anklang an eine von diesem Werk existierende Orchesterfassung die Register Tuba und Spanische Trompeten mit erklingen ließ. Den begeisterten Beifall der Zuhörer gab der Organist in einer generösen Geste an die Orgel weiter.
Die am Samstag bis nach Mitternacht dauernde Orgelnacht im Altenberger Dom hatten sich bereits über 600 Zuhörer nicht entgehen lassen; die meisten blieben vom Anfang an bis zum Ende nach Mitternacht.