Kaum ein Mittel gegen die Fluten

Mühlen und den Reiterhof in Imelsbach traf es besonders hart. Die Aufräumarbeiten werden noch Tage dauern.

Burscheid. Markus (11) und sein Bruder Mario (13) haben schulfrei. Das hat ihr Vater so entschieden. Bis in die Nacht hinein hatten die beiden mit ihrer Familie, Freunden und der Feuerwehr gegen die Fluten gekämpft. Und jetzt, am Morgen, nachdem sich der Murbach wieder in sein Bett zurückgezogen hat und idyllisch am Reiterhof Mumme-Retzlaff in Imelsbach vorbeiplätschert, müssen beim großen Reinemachen wieder alle mit anpacken.

Sechs Pferde, die schon bis zu den Knien in den Fluten standen, mussten auf Weiden oberhalb getrieben werden. Der Stall wurde leer geräumt, damit die Wassermassen hindurchschießen und auf der anderen Seite abfließen konnten. "Wie eine große Seenplatte" habe es in Imelsbach ausgesehen, schildert Wehrführer Achim Lütz am Tag danach eine der Haupteinsatzstellen der Freiwilligen Feuerwehr.

Aber auch an anderen Stellen im Stadtgebiet war Land unter. Als Friedrich Witte zu seiner Wohnung in der Thielenmühle zurückkehren wollte, war die Zufahrtsstraße mit dem Auto nicht mehr passierbar. "Ich bin dann in meinem Sommeranzug und mit leichten Sommerschuhen durch das kniehohe Wasser zum Haus gewatet", erzählt der Reitsportfunktionär (Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und Präsident des Pferdesportverbandes Rheinland). Innerhalb von 15 Minuten war der ganze Vorgarten in einen großen See verwandelt worden.

Immerhin: Im Gegensatz zur noch tiefer gelegenen Ortschaft Imelsbach drang hier der Murbach nicht in die Wohnräume ein, sondern setzte nur den alten Mühlenkeller unter Wasser. Am Morgen danach haben bei Witte dann schon die Jogger angeklopft, die sich durch die Schlammmassen kaum ihren Weg bahnen konnten. Der Baubetriebshof war schnell zur Stelle.

Ähnlich erging es weiteren Mühlen im Stadtgebiet: Dramatisch die Situation an der Grünscheider Mühle, auch die alte Mühle in Hamberg war vom über die Ufer getretenen Bornheimer Bach überflutet. "Teilweise kam man zu den Häusern gar nicht mehr durch", sagt Wehrführer Lütz. Doch obwohl auch Gullydeckel herausgedrückt und auf die Straße geschwemmt wurden, kamen bei dem Unwetter weder Menschen noch Tiere zu Schaden.

Dafür sind jetzt die Gebäudeversicherer gefragt: Mitunter stand das Wasser bis zu einem halben Meter in den Wohnräumen. Längst nicht alle, deren Keller vollgelaufen waren, riefen auch die Feuerwehr zur Hilfe. Das Unwetter blieb aber auf den Nordkreis beschränkt. Im südlichen Kreisgebiet wurden keinerlei Notfälle gemeldet.

Michael Retzlaff macht sich derweil schon Gedanken, wie sein Reiterhof in Imelsbach künftig besser geschützt werden kann. Denn nach seiner Beobachtung hat die Zahl der Unwetter zugenommen. "Vielleicht liegt das an den vielen versiegelten Flächen durch die Neubaugebiete."

Doch bevor diese Überlegungen konkreter werden, muss erst einmal aufgeräumt werden. Den Wupperverband hat er gestern aufgefordert, ihm wenigstens einen Container zu stellen - für den Unrat von Rädern bis zu Schubkarren, den die Fluten auf seinen Hof gespült haben. "Aber ob die den wirklich liefern, weiß ich nicht."