Milchwirtschaft: „Weißes Gold“ noch unter Wert
Produzenten vor Ort atmen durch: Sie erwarten drei bis vier Cent mehr pro Liter Milch.
<strong>Burscheid. Die rund 160 Kühe auf dem Thomashof haben es schon immer gewusst: Unsere Milch ist viel mehr wert. Immerhin: Ihr Besitzer Eberhard Thomas erwartet ab diesem Monat für jeden Liter des "weißen Golds", das er seinen Tieren abzapft, zwischen drei und vier Cent mehr. Bislang bekommt er etwa 30 Cent; bei etwa 3000 Litern macht sich der Anstieg durchaus bemerkbar. "Es ist ein Segen", sagt Thomas. Sein Fachkollege Frank Paas, der auf dem Sieferhof 56 Milchkühe hält, spricht von einer "entspannteren Lage". Nach mehr als einem Durchatmen klingt das allerdings nicht. Schon im Juni haben die deutschen Molkereien mit den großen Supermarkt-Ketten eine Preiserhöhung für einen Liter Milch von 55 auf 62 Cent ausgehandelt. Steigerungen gar bis auf 78 Cent halten Experten für möglich. Ab Mittwoch bekommen das auch die Verbraucher zu spüren. Um bis zu 50 Prozent teurer sollen die Preise für Milch, Butter, Käse, Joghurt und Quark sein. Die Welle der Empörung schwappt durchs Land und hat selbst Bundespolitiker erfasst. Auf den Höfen vor Ort, wo die Milch herkommt, kommt der Preisanstieg aber nur teilweise an.
Paas: Discounter nutzen die Gelegenheit zum Preisanstieg
Eberhard Thomas kann die hohen Forderungen der Molkereien auf Grund gestiegener Arbeitskosten verstehen: "Das ist absolut notwendig." Was ihn jedoch ärgert, ist, dass die Erzeuger erst sechs Wochen später davon profitieren. Frank Paas, zugleich Vorsitzender der Ortsbauernschaft Burscheid, kritisiert die Discounter, die "die Gelegenheit ausnutzen, um die Preise richtig anzuziehen".
Die öffentliche Panikmache mag Thomas nicht nachvollziehen. Milchprodukte kosteten vor 20 Jahren im Supermarkt weit mehr. "Und ich habe für den Liter 80 Pfennig bekommen." Da konnten sich seine Kühe noch aller Wertschätzung sicher sein.