Die (katholische) Kirche bleibt nicht im Dorf
Das Erzbistum wird die Zahl der Seelsorgebereiche reduzieren. Und Burscheid zählt zu den kleinsten.
Burscheid. Vor knapp drei Jahren wurde im Erzbistum Köln ein rigoroser Sparkurs eingeläutet, der sich in Burscheid unter anderem in der Neuordnung der katholischen Kindergartenlandschaft auswirkt hat. Jetzt steht die nächste große Änderung an: Die Zahl der Seelsorgebereiche soll drastisch reduziert werden. Dass Burscheid davon unberührt bleibt, ist nicht zu erwarten.
Bis spätestens zum Jahr 2011 soll es im Erzbistum statt bisher 221 nur noch 180 Seelsorgebereiche geben. Hauptgrund ist der immer größere Priestermangel: Derzeit gibt es noch rund 570; bis 2010 sinkt die Zahl auf 490, bis 2020 gar auf 400. Und nur etwa die Hälfte von ihnen stehen als leitende Pfarrer eines Seelsorgebereichs zur Verfügung. Dazu kommt eine dramatische Überalterung: Bis 2030, so haben die Statistiker des Bistums errechnet, werden 85 Prozent der Priester zwischen 61 und 75 Jahre alt sein. Derzeit sind es 52 Prozent.
Die Pfarrgemeinde Burscheid, die schon einmal mit Wermelskirchen und Dabringhausen zu einem Seelsorgebereich zusammengefasst worden war, ist seit Ende 2000 wieder eigenständig. Mit aktuell rund 5400 Gemeindegliedern zählt Burscheid damit aber zu den kleinsten Seelsorgebereichen des Bistums.
Schon bisher galten 8000 bis 18 000 Katholiken je nach Region als Richtschnur für die Größe eines Bereichs. Da das Bistum laut Sprecher Stephan Georg Schmidt in der Regel Seelsorgebereiche nicht auseinanderreißen, sondern komplett zusammenlegen will, ist eine Größe von 15 000 bis 20 000 Katholiken die künftige Richtschnur. Damit ist ein Fortbestand der Burscheider Eigenständigkeit kaum denkbar.
Noch ist in Köln nichts Genaues über die betroffenen Gemeinden und den künftigen Zuschnitt zu erfahren. Die Vorschläge, so Sprecher Schmidt, müssten zunächst "mit den Betroffenen besprochen werden". Auch die personellen Konsequenzen sind noch nicht absehbar. Sicher ist aber, dass jeder Seelsorgebereich von nur einem Pfarrer geleitet wird.
Im benachbarten Wermelskirchen bilden die Gemeinden St. Michael und St. Apollinaris (Dabringhausen) mittlerweile einen Pfarrverband mit insgesamt 8300 Katholiken. Pfarrer ist seit Oktober 2005 Michael Knab.
In Leichlingen, wo seit Dezember 2002 ein Pfarrverband mit Witzhelden besteht, ist Pfarrer Paul Klauke (seit Juli 1993 im Amt) zuständiger Seelsorger für rund 9000 Katholiken. Allerdings wird er Ende August verabschiedet und wechselt nach Gummersbach. Nachfolger Andreas Luckey musste gerade Bad Münstereifel verlassen. Der Grund: Nach Ansicht der Kölner gab es dort eine Überbesetzung.
Der Zeitplan des Bistums zur Umsetzung der Zusammenlegungspläne ist straff: Im Herbst dieses Jahres, kündigte Generalvikar Dominik Schwaderlapp in einem Interview mit der Kölner Kirchenzeitung an, "werden die Rückmeldungen aus den verschiedenen Beratungsgremien vorliegen. Auf dieser Basis wird der Erzbischof entscheiden."
Dann ist auch klar, ob das Bistum, wie vom Priesterrat gewünscht, eine Wahlmöglichkeit zwischen einer so genannten Pfarreiengemeinschaft und der vollständigen Fusion zulässt oder nicht. Schon heute ist aber sicher, dass der Pfarrverband als dritte und unverbindlichste Form der Zusammenarbeit keine Zukunft mehr hat. Denn die Zahl der Gremien soll zur Entlastung der Pfarrer deutlich reduziert werden. So wird es künftig pro Seelsorgebereich nur noch einen Pfarrgemeinderat geben.