Naturdenkmale: Nur noch das Beste vom Guten
Kreis und Naturschutz haben sich auf eine Empfehlung für den Kreistag geeinigt.
Bergisch Gladbach. Welche Bäume sollen künftig noch in der Liste der Naturdenkmale geführt werden, welche nicht mehr? Hatten sich Anfang des Jahres in dieser Frage noch "Fronten" gebildet zwischen Kreisverwaltung und dem Bergischen Naturschutzverein (RBN), so hat der Kreis mittlerweile Defizite bei der Kommunikation entdeckt und sich mit dem Landschaftsbeirat - Mark vom Hofe ist RBN- und auch Beiratsvorsitzender - zusammengesetzt.
Es gab eine zweitägige Bereisung sämtlicher Naturdenkmale im Rheinisch-Bergischen Kreis mit der Fachverwaltung des Kreishauses, dem Landrat, vom Hofe, der Kommission des Beirats sowie dem Sachverständigen, der die Bäume alle neun Monate unter die Lupe nimmt.
Herausgekommen ist ein gemeinsamer Vorschlag, der am 23. August dem Umweltausschuss des Kreistags präsentiert wird und zu dem auch sämtliche Kommunen noch einmal angehört werden.
Landrat Rolf Menzel sprach gestern in einer Pressekonferenz in Bergisch Gladbach von einem hohen Aufwand, der sich aber gelohnt habe - vor allem wegen des Sachverständigen, der zu jedem Baum auch dessen Geschichte parat gehabt habe.
Im Übrigen sei die Liste aus Sicht des Kreises weder statisch noch abschließend, sondern könne zum Beispiel auch erweitert werden, sagte Menzel ganz bewusst. Vom Hofe machte aus Sicht des Naturschutzes deutlich, dass der jetzt gewonnene Überblick den Vergleich überhaupt erst möglich gemacht habe.
Soll heißen: Der Entwurf der neuen Liste ist - auch in Sachen Artenvielfalt - "für den gesamten Kreis nachvollziehbar" (vom Hofe). Das hat allerdings zur Konsequenz, dass nicht in jeder Stadt die entsprechenden Rotbuchen eingetragen werden, sondern dass auch Atlaszeder, Stieleiche und Esskastanie zum Zuge kommen.
Mark vom Hofe machte auch den Zwiespalt deutlich, dass die Pflege der Naturdenkmale nicht immer zu Lasten der Eigentümer gehen könne, aber auch nicht immer zu Lasten des Kreises. Der lässt sich die Pflege jährlich durchschnittlich 35 000 Euro kosten.
Angesichts der vom Land drastisch gekürzten Naturschutz-Gelder und des Gesamtetats könne es auch nicht im Sinne des Naturschutzes sein, die Budgets jeweils komplett in die Baumsanierung zu stecken, meint vom Hofe. Weshalb für die aktualisierte Liste nur noch "das Beste vom Guten" ausgesucht worden sei - durchaus unter Berücksichtigung der Vitalität der Bäume und der Frage, ob ihre Pflege "ohne Riesenaufwand" möglich ist.
"Mir wäre mehr lieber gewesen", sagte vom Hofe. "Ich weiß aber auch um den Zwiespalt." Angesichts der häufig auch vorhandenen kulturgeschichtlichen Rolle der Bäume fordert er die Kommunen auf, auch sich selber in die Pflicht zu nehmen.
Es sei geradezu pharisäerhaft und zynisch, dass die Kommunen den Kreis kritisierten, er wolle sich aus der Affäre ziehen, und gleichzeitig alle nacheinander die Baumschutzsatzungen abgeschafft hätten.
Landrat Menzel und Amtsleiter Thomas Merten bestätigten in dem Zusammenhang, dass alle angetroffenen Eigentümer sehr besorgt seien um ihre Naturdenkmale. Nur ein Einziger deutete an, dass er die Säge ansetzen werde; alle anderen ließen sich spontan vom Sachverständigen beraten.