Einkochen: Die Ernte hinter Glas
Erika Hengstwerth-Schmitz hat das Einkochen von ihrer Mutter gelernt: Eine alte Konservierungsmethode, die sich trotz Tiefkühltruhen gehalten hat.
Burscheid. Warum heißt "Einkochen" auch "Einwecken"? Erika Hengstwerth-Schmitz aus Großösinghausen weiß es. "Die Gläser, in denen ich Obst und Gemüse konserviere, tragen auf dem Deckel den Herstellernamen Weck - und das schon seit vielen Jahrzehnten."
Vor 29 Jahren heiratete die evangelische Religionslehrerin und Gemeindehelferin aus Troisdorf den Landwirt Ewald Schmitz aus Witzhelden. Auf dem Hof, den seine Großeltern 1902 erwarben, wurde Erika Schmitz sofort zu einer begeisterten Hobby-Gärtnerin. Auf den Beeten wechseln sich unter- und überirdische Gemüsesorten mit dem Reifwerden ab.
Bei den Süßkirschen und Schattenmorellen gab es dieses Jahr wegen des Regens nur eine magere Ernte. So sind die beiden froh, noch einigen Vorrat an "Eingemachtem" aus dem vergangenen Jahr im Kämmerchen zu haben. Wenn gesagt wird, bei Erika Schmitz geht es täglich ans Eingemachte - dann ist das für sie ein Kompliment.
Die Technik der Konservierung lernte sie teils von ihrer Mutter und zog alte und neue Sachbücher zu Rate. Ist das nicht alles zu zeitraubend? "Das ist für mich nicht wichtig. Das gute Gefühl, ungespritztes, schmackhaftes Obst und Gemüse aus eigener Ernte haltbar zu machen und auch Marmeladen und Gelees so herzustellen, dass mein Diätplan eingehalten werden kann - das ist mir die Mühe wert. Außerdem ist das Einkochen mit den modernen Schnellkochkesseln nicht halb so aufwendig wie die Methode unserer Großmütter."
Als es noch keinen Gelierzucker gab, legten die Hausfrauen großen Wert darauf, die Oberfläche der Obstfüllung mit einer Cellophanhaut zu bedecken oder mit einer dünnen Schicht Salicyl zu bestreuen. Das sollte den Verderb der Früchte verhindern. Außerdem wurden die Gummiringe vor ihrem Einsetzen zwischen Glas und Deckel mit rohem Eiweiß bestrichen. Wenn die Gläser dann nach der genau einzuhaltenden Erhitzungszeit dicht blieben, gab es erleichterte Seufzer.
Mehrere Monate bis Jahre kann sich sauber Eingekochtes halten. Im Keller der Lambertsmühle finden sich heute noch regalweise die Hinterlassenschaften von Erna Maibüchen, die 1983 starb - auch wenn die Genießbarkeit der Lebensmittel keiner mehr überprüfen möchte.
Bei Schmitz gibt es außer den süßsäuerlichen Zuccalmaglio-Äpfeln noch mehr als zehn weitere Apfel- und einige Birnensorten einzukochen. Die Stachel-, Johannis-, Brom- und Josta-Beeren sind bereits verarbeitet. In einem guten Beerenjahr vermehren sich auch die Flaschen mit dem "Angesetzten".
Bald wird Erika Schmitz die ersten Gläser mit Renekloden, Mirabellen und Zwetschgen füllen. Und über Mengen, die den eigenen Verbrauch übersteigen, freuen sich die Nachbarn ringsum.