Einzelhandel Das Ende einer Ära in der Burscheider Innenstadt

Burscheid · Schreibwaren Grunert & Schluck schließt für immer. Auch die Baustelle sei ein Grund dafür.

Die beiden Inhaberinnen wollten gestern nicht auf das Foto. Der Schmerz über die Aufgabe des Geschäfts in der Hauptstraße sitzt zu tief.

Foto: Siewert, Doro H503799

Die Stadt verliert ein bedeutendes Traditionsgeschäft. Noch vor Ostern schließt Schreibwaren Grunert & Schluck. „Die Baustelle hat uns den Rest gegeben“, bestätigte gestern Mitinhaberin Silvia Grunert auf Nachfrage des Bergischen Volksboten die Geschäftsaufgabe. „Am Ostersamstag haben wir unseren letzten Verkaufstag.“ Bis zum 30. April werde das Geschäftslokal an der Hauptstraße 2 dann geräumt.

„Wir sind aber nicht im Verlustbereich“, betont die Burscheiderin. „Es reicht nur nicht mehr für zwei.“ Und sie alleine sei aus Zeitgründen nicht in der Lage, das Geschäft zu führen, da sie sich auch noch um ihre Familie kümmern wolle. Die Suche nach einem Nachfolger sei erfolglos geblieben. Geplant gewesen sei, das Geschäft mit dem Bestand weiterzugeben. Doch niemand sei interessiert gewesen. Bis zum letzten Tag wollen die beiden Geschäftsfrauen aber für die treuen Stammkunden da sein, die noch geblieben sind. „Wir können jederzeit nachbestellen.“

Das Internet als größter Konkurrent habe dem Geschäft schon lange zu schaffen gemacht. In den vergangenen Jahren hätten Silvia Grunert und Babett Schluck aber insbesondere zum Schulstart immer „ein Polster“ bilden können. Das sei aber erstmalig im vergangenen Jahr mit dem Start der Baustelle nicht mehr möglich gewesen. Die Kunden seien ausgeblieben. Und im Gegensatz zu den Aussagen anderer Geschäftstreibender in der Innenstadt, seien die Käufer auch mit der Unterbrechung der Baustelle zur Weihnachtszeit nicht zurückgekommen. Silvia Grunert: „Davon haben wir nichts gespürt.“

Dann hätten die Einzelhändlerinnen noch einen letzten Funken Hoffnung mit dem bevorstehenden Verkauf von Karnevalsartikeln gehabt. Doch das Ergebnis sei fatal gewesen. An vier Wochenenden seien nur insgesamt zwei Kostüme verkauft worden. Ein Tiefschlag, obwohl alles gut beworben und charmant präsentiert worden sei: Mit einem Gläschen Sekt umsonst dazu und Karnevalsmusik zur Anprobe im gemütlichen Rahmen. „Wir haben sogar jeden Samstag hier bis 16 Uhr gestanden“, sagt Silvia Grunert, die seit 2017 das Geschäft mit Babett Schluck führt. Davor war die 44-Jährige als Angestellte in dem Schreibwarenladen tätig und kennt das Geschäft seit ihrer Kindheit. „Ich kenne den Laden von klein auf.“

Dass die beiden möglicherweise zu wenig getan hätten, um andere Wege bei der Darstellung des Geschäfts einzuschlagen oder andere Ressourcen zu nutzen, lassen sie nicht gelten. Zusammen mit der Wirtschaftsförderung des Rheinisch-Bergischen Kreises habe man sich um einen künftigen Online-Verkauf Gedanken gemacht. Auch eine Mitarbeiterin der Stadt habe dabei geholfen. Viele attraktive Aktionen seien aber von potenziellen Kunden entweder nicht wahr- oder angenommen worden: „Kauf’ 3, zahl 2“ zum Weihnachtsgeschäft oder attraktive Angebote zum „Black Friday“. „Es hat niemanden interessiert“, sagt Silvia Grunert. Auch eine gemeinsame Aktion mit dem benachbarten Café Arnz, dass es beim Kauf von Schreibwaren zum Schulbeginn einen Kaffee und einen Muffin dazu gab, habe sich nicht positiv ausgewirkt.