Im Wettstreit um die Jugend

Kommunalpolitik Über Jahre war die Junge Union die einzige politische Jugendorganisation in der Stadt. Doch die Jusos machen ihr immer mehr Konkurrenz.

Burscheid. Wie sich die Sätze ähneln: "Wir, die Junge Union Burscheid, sind mit über 200 Mitgliedern die stärkste und aktivste politische Jugendorganisation in Burscheid", heißt es selbstbewusst im Internetauftritt der CDU-Jugendorganisation. "Die größte aktive politische Jugendorganisation der Stadt" wurde auch am Samstag in einer Pressemitteilung gepriesen. Die kam aber nicht von der CDU, sondern von der SPD - und betraf die Jusos.

Klar ist: Die JU hat nach Jahren ihr Monopol der politischen Jugendarbeit in der Stadt verloren. Nach einigen gescheiterten Anlaufversuchen haben die Jusos Fahrt aufgenommen - auch wenn das Zahlenverhältnis noch eindeutig für die JU spricht: 222:60. Aber SPD-Parteivorsitzender Klaus Becker betont bei seiner forschen Formulierung das Wort "aktiv". Und da sieht er die Jusos der JU bereits überlegen.

Innerhalb der Burscheider SPD läuft derzeit ein ehrgeiziges Nachwuchsprojekt. 2005 unter dem Titel "Team 2009" gestartet, wird der Parteinachwuchs über drei Jahre kommunalpolitisch geschult. Zunächst ging es um "Kommunikation und Rhetorik", danach um "Technik" (gemeint war u. a. das Befassen mit alternativen Energien, Kohlegewinnung und Stromerzeugung). Derzeit steht der abschließende Verwaltungsblock im Mittelpunkt: Unter der Federführung des Ratsmitglieds und möglichen Bürgermeisterkandidaten Bodo Jakob geht es um die Rathausstruktur, politische Ausschüsse und Anträge. Insgesamt 60 Jugendliche durchlaufen nach Beckers Angaben in drei 20er-Gruppen die Schulung.

Vier Tage machten sich zuletzt auch 22 Jusos auf den Weg nach Berlin, statteten mit dem Willy-Brandt-Haus der SPD-Parteizentrale ebenso einen Besuch ab wie dem Kanzleramt und dem Bundestag - ein kurzer Blick auf Angela Merkel im Dienstwagen inklusive.

Ziel der Bemühungen ist die Kommunalwahl 2009; dort will die SPD nach Aussage von Becker in den Wahlbezirken mit einer deutlich verjüngten Mannschaft antreten. Aktuell seien bereits acht Jusos sachkundige oder stellvertretende sachkundige Bürger in den Ausschüssen - mit Stimmrecht bei den Fraktionssitzungen. Mit Daniel Jagla stellen die Jusos derzeit auch den Vorsitzenden des Jugendparlamentes.

CDU-Parteivorsitzender Michael Baggeler hält dagegen das Learning bei Doing, das schlichte Einbinden interessierter junger Leute in die öffentlichen Fraktions- und Arbeitskreissitzungen "für das beste Bildungsangebot". Auch in JU-Kreisen habe er die wieder erwachte Konkurrenz durch die Jusos schon begrüßt: "Der Wettbewerb kann nur nützlich sein." Er habe geholfen, die JU aus der "zwischenzeitlichen Lethargie, als es mehr um Geselligkeit als um Politik ging", zu befreien.

Aktuell sieht Baggeler die Junge Union unter der neuen Leitung von Nadine Schwarz "wieder auf einem guten Weg". Die Aktivität habe deutlich zugenommen. Auch Bildungsveranstaltungen seien geplant. "Ich bin da ganz hoffnungsfroh." Aber unabhängig von der politischen Ausrichtung sei es schon ein gutes Zeichen, wenn sich Jugendliche überhaupt in demokratischen Jugendorganisationen betätigen.

Der Wettbewerb um die Meinungsführerschaft hat aber schon begonnen. Die Jusos planen für August bereits eine Infoveranstaltung zu einem Jugendzentrum an der Montanusstraße. Dabei ist der Bau bisher weder beschlossen noch finanziert.