Schlamm im Wohnzimmer

Unwetter: In Rötzinghofen half die ganze Nachbarschaft im Kampf gegen die Fluten.

Burscheid. "Man kann froh sein, wenn man eine solche Nachbarschaft hat." Als am Donnerstagabend gegen 20.15 Uhr ein schweres Gewitter über Burscheid niederging, stand das Haus von Silvia Wolter in Rötzinghofen innerhalb kürzester Zeit unter Wasser. Wohnzimmer, Küche, Keller - überall die schlammbraune Brühe, Zeugnis der Bauarbeiten oberhalb des Dorfes.

"Wenn nicht sofort 20 Leute mit Putzeimer und Lappen hier gestanden hätten", so die 54-Jährige, hätte sie den Schlamassel nicht bewältigen können. Die Feuerwehr, die auch an anderen Stellen gefordert war, half schließlich noch mit Säcken aus, die von Nachbarn mit Sand befüllt werden konnten, und setzte Pumpen ein.

Anerkennung zollte Wolter Frank Grauvogel von den Technischen Werken (TWB), der noch am Abend aus Köln herbeieilte, um sich ein Bild von der Lage zu machen. "Vor neun Jahren stand unsere Haus schon mal unter Wasser. Und vor dem Beginn der Bauarbeiten habe ich immer gewarnt: Denkt daran, dass wir an der niedrigsten Stelle liegen."

Vermutungen, der neue Kanal im Dorf könnte womöglich zu klein geplant worden sein, wies TWB-Vorstandssprecher Jürgen Malzkuhn zurück: "Die Straße oberhalb hat noch keine Regenentwässerung, darum schießt das Straßenwasser bis nach Rötzinghofen. Ohne Kanal wäre die Überflutung auch passiert." Seitens der Ausführungsplanung sei alles korrekt gelaufen.

Gleichwohl wurde gestern Vormittag damit begonnen, oberhalb des Dorfes provisorische Gräben zu ziehen, um das Regenwasser im Falle erneuter Unwetter auf das Gelände des geplanten Neubaugebietes zu leiten - so lange, bis die Regenentwässerung auch in diesem Bereich fertiggestellt ist.

Rötzinghofen war nicht allein vom Unwetter betroffen. Die Feuerwehr wurde auch auf die Autobahn gerufen; bei den TWB gingen mehrfach Meldungen ein, dass Pumpstationen die Wassermassen nicht bewältigen konnten. Der Baubetriebshof war noch bis nach Mitternacht im Einsatz.