Wie ganz normale Nachbarn

Die beiden Wohngruppen für Menschen mit geistiger Behinderung haben an der Hauptstraße ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert.

Burscheid. Groß war am Freitagnachmittag die Wiedersehensfreude. Zum zehnjährigen Bestehen der Wohngruppen für Menschen mit geistiger Behinderung an der Hauptstraße hatte Leiterin Regina Bornefeld viele Ehemalige eingeladen.

Bei Leckereien vom Grill und einem Fässchen Bier wurden nicht nur alte Geschichten erzählt, auch Fotos aus dem letzten Jahrzehnt konnten dank moderner Technik am Fernseher angeschaut werden. Neben 22 ehemaligen und zehn aktuellen Bewohnern kamen auch frühere Mitarbeiter und Zivildienstleistende gerne auf einen Plausch vorbei.

"Wir haben kein richtiges Programm vorbereitet sondern wollen vielmehr ein gemütliches Beisammensein ermöglichen", erklärt Regina Bornefeld, die seit Anfang dieses Jahres die Leitung der beiden Wohngruppen übernommen hat.

Eine gute Idee, denn zu bereden gab es viel. Schließlich kennt man sich untereinander sehr gut - nicht zuletzt dank der gemeinsamen Beschäftigung in der Wermelskirchener Behindertenwerkstatt, aber natürlich auch aufgrund gemeinsamer Zeiten in der Wohngemeinschaft an der Hauptstraße. Mit Natalie Oleksiw und Iris Oberlies wohnen sogar noch zwei Damen der ersten Stunde in der WG.

"Vor zehn Jahren waren wir die Ersten in Burscheid, die Wohnen für Menschen mit geistiger Behinderung angeboten haben", erinnert sich Bernhard Römer, Leiter des Bereichs Wohnen der Werkstatt Lebenshilfe im Bergischen Land (WLH).

Die Entscheidung, eine Etage eines normalen Mehrfamilienhauses in zentraler Lage anzumieten, sei goldrichtig gewesen. "Hier sorgen wir für ein ganz normales Miteinander", so Römer. So schwingen einige nach der Arbeit in Wermelskirchen das Tanzbein, andere verabreden sich zum gemeinsamen Zoobesuch. Auch zum Evangelischen Kirchentag zog es einige. Und demnächst steht ein gemeinsamer Urlaub in Holland an.

Momentan leben insgesamt zehn Menschen in beiden Wohngruppen, die vor vier Jahren eine unterschiedliche Gewichtung bekamen. Denn neben der ursprünglichen Wohngruppe für das mittelfristige Wohnen gibt es inzwischen auch eine Trainingsgruppe.

Dort werden die Bewohner Schritt für Schritt auf ein eigenständiges Leben vorbereitet, etwa indem sie ihre Einkäufe selbst tätigen und ihr eigenes Budget verwalten müssen. Im Laufe der vergangenen Jahre hat ein Großteil der 22 ehemaligen Bewohner den Sprung in ein selbstständiges Leben ohne fremde Hilfe geschafft.