Internationales Werben für den Gang zur Wahlurne
Die 15 Kandidaten der zwei Listen vertreten neun Nationalitäten. Einer ist auch gebürtiger Deutscher.
Burscheid. Es liegt in der Natur der Integration, dass sie eher nach dem Verbindenden als nach dem Trennenden sucht. Vielleicht ist das der Grund, warum auch nach der gestrigen Pressekonferenz im Rathaus nicht einfach zu beantworten ist, wo die Unterschiede zwischen den beiden Listen für die Wahl des Integrationsrats liegen.
Gleichwohl, es gibt nun zwei Möglichkeiten ("Internationale Liste" und "Burscheider Integration"), zwischen denen sich die rund 1700 Wahlberechtigten am 7.Februar entscheiden können. Wählen dürfen dabei nicht nur alle Ausländer ab 16 Jahren, sondern auch Deutsche, die diese Staatsbürgerschaft noch nicht länger als fünf Jahre besitzen.
Gebürtige Deutsche sind zwar nicht wahlberechtigt, aber wählbar. So findet sich unter den 15 Kandidaten neben zwei Deutschen ausländischer Herkunft als "Exot", wie er selbst sagt, auch Martin König. Der Deutsche gehört der "Burscheider Integration" an und sucht man nach den wenigen Unterscheidungskriterien der beiden Listen, dann ist seine Liste diejenige mit dem niedrigeren Altersdurchschnitt und zudem fünf Türken in ihren Reihen.
Unter den sechs Kandidaten der "Internationalen Liste" finden sich dagegen fünf Nationalitäten und Menschen, die zum Teil schon seit Jahren in der Integrationspolitik aktiv sind, darunter auch die derzeitige Vorsitzende Edith Mennen. Die Österreicherin, die schon ab 1995 an der Spitze des ersten Ausländerbeirats stand, will aber nach 15 Jahren ins zweite Glied zurücktreten.
Der Stadtrat hat seine drei Vertreter im Integrationsrat bereits im November festgelegt. Es sind Christian Mikus (CDU), Michael Hahn (SPD) und Fernando Cabete (BfB). Sechs Plätze sind noch zu vergeben, 15 Kandidaten aus neun Nationen treten an - jetzt fehlt zum Integrationsglück nur noch eine möglichst hohe Wahlbeteiligung. Da sah es in der Vergangenheit nicht allzu rosig aus. Von 30 Prozent (1995) sackte die Beteiligung über 16 Prozent (2000) auf zuletzt nur noch elf Prozent im Jahr 2005 ab.
Der Negativtrend soll in diesem Jahr gestoppt werden. Bürgermeister Stefan Caplan wirbt in einem Schreiben an alle Wahlberechtigten für eine hohe Beteiligung: "Je mehr Wahlberechtigte an der Wahl teilnehmen, desto mehr kann sich der Integrationsrat für Ihre Belange einsetzen und Ihre Ideen und Vorstellungen umsetzen."
Letztlich, so glauben auch die Kandidaten selbst, sei die Abstimmung im Februar vor allem eine Persönlichkeitswahl: Wen man kennt, den wählt man. Das hat schließlich bereits bei der Bildung der Listen eine Rolle gespielt. "Den Salvatore kenne ich schon seit 20 Jahren", sagt Kandidat Mohammad Ali Mortezaee und klopft Salvatore Giambra dabei auf die Schulter. "Bei ihm fühle ich mich geborgen." Diese Geborgenheit haben beide jetzt Seite an Seite bei der Liste 1 gefunden.